Körper und Geschlecht sind Teil der conditio humana: Ein geschlechtlicher Körper ist allen Menschen eigen und nicht selten ein bestimmender Faktor der jeweiligen Identität. Darin eine biologische Konstante zu sehen, greift allerdings zu kurz. Vielmehr sind Körper und Geschlecht wirkmächtige Kategorien, die herangezogen werden können, um gesellschaftliche Ordnungen zu rechtfertigen und buchstäblich zu verkörpern. Gleichzeitig wirkt diese gesellschaftliche Ordnung auf die ihr unterworfenen Körper ein: Körpertechniken werden antrainiert, Körper diszipliniert und vermeintlich natürliche Geschlechterrollen erlernt. Die historische Variabilität ist dabei beachtlich: Je nach Kultur und Zeit unterscheiden sich Vorstellungen von «Körpern» ebenso wie die Konzeptionen von Weiblichkeit und Männlichkeit beziehungsweise Geschlechtskategorien jenseits dieser Dichotomie. Dabei sind Körper aber nicht bloss passiv geformte Objekte: Sie besitzen einerseits eine materielle Widerständigkeit, die kulturellen Prägungen und Disziplinierungsversuchen Grenzen setzt, andererseits sind sie aber auch Träger von «Agency» und haben damit das Potential, durch ihr Handeln die von ihnen verkörperten Strukturen zu verändern.
Das Forschungscluster bringt verschiedene laufende Forschungsvorhaben des Historischen Instituts in einen epochenübergreifenden Dialog. Dabei geht es darum, die historische Bedingtheit von Körpern (insbesondere mit Blick auf die Grenzen etwa zu Vorstellungen von Natur oder zu Tieren) und die Variabilität der eng mit Körperlichkeit verbundenen Kategorie Geschlecht zu untersuchen.