Projektinfo

Das im Süden der Stadt Bern liegende Gürbetal ist aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten eine stark hochwassergefährdete Gegend. Immer wieder trägt die Gürbe grosse Wassermengen und viel Geschiebe ins Tal und verursacht Überschwemmungen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im bis zu dieser Zeit versumpften und armen Tal grossräumige Hochwasserschutzmassnahmen vorgenommen; die grosse Gürbekorrektion wurde 1855–1911 durchgeführt. Obwohl sich die Situation dadurch verbesserte, konnte das Problem der Überschwemmungen nie ganz gelöst werden. Immer wieder führten Erdrutsche und Hochwasserereignisse zu Schäden, welche die Notwendigkeit zur Erneuerung und
Erweiterung der bestehenden Hochwasserschutzmassnahmen aufzeigten und weitere Projekte auslösten.
Das Dissertationsprojekt untersucht den Umgang verschiedener Akteure mit der Hochwassergefahr an der Gürbe in den Jahren 1848–2008. Die Längsschnittstudie beleuchtet das Thema aus breiter Perspektive und berücksichtigt verschiedene Forschungsrichtungen wie die Klimageschichte, die Historische Hydrologie, die Infrastrukturgeschichte, die Technikgeschichte, die Wirtschaftsgeschichte und die Kulturgeschichte. Behandelt werden sowohl die in diesen 160 Jahren vorgenommenen Hochwasserschutzmassnahmen als auch ihre Auswirkungen auf die Region und ihre Bevölkerung. Die Massnahmen werden hinsichtlich ihres Zeitraums, ihrer Art und ihrer Finanzierung untersucht. Zusätzlich wird
nach ihrem Auslöser und ihrer Beurteilung gefragt: Einerseits werden die mit dem Bau von Schutzmassnahmen verknüpften Erwartungen aufgearbeitet, andererseits werden die Auswirkungen der Massnahmen in der Retrospektive beleuchtet. Eine zentrale Bedeutung kommt den Akteuren „vor Ort“ zu. Das Dissertationsprojekt will aufzeigen, inwieweit die jeweiligen Hochwasserschutzkonzepte die Hochwasserschutzmassnahmen prägten und wie diese in der Praxis umgesetzt wurden.