Das Büro zu Hause? Telearbeit, Geschlecht und digitaler Wandel in der Schweiz ab den 1980er Jahren (Arbeitstitel)

Im Dissertationsprojekt untersuche ich die «Telearbeit» als Phänomen ab den 1980er Jahren aus geschlechter‐ und raumhistorischer Perspektive in der Schweiz. Die Untersuchung trägt dazu bei, die Digitalisierung als soziale und wirtschaftliche Transformationsphase hin zur Gegenwart zu historisieren und Besonderheiten des Schweizer Kontexts zu beleuchten. Ich gehe der Hypothese nach, dass durch die auf Basis der digitalen Kommunikationstechnologien möglich gewordenen Dezentralisierung von Büroarbeit die gesellschaftliche, geschlechtsspezifische räumliche Arbeitsorganisation neu verhandelt wurde. Dafür analysiere ich das Gendering der Telearbeit – einerseits wissensgeschichtlich als stark diskursiv geprägtes Phänomen, andererseits sozial‐ und wirtschaftsgeschichtlich als realisierte Arbeitsform.

Das Projekt umfasst drei Fallstudien. Die erste widmet sich der Wissenschaft und dem Staat als Treiber der Telearbeit und untersucht die Telearbeit als Raumfrage in Forschungs- und Pilotprojekten. Die zweite konzentriert sich auf die Verbandspolitik und Wirtschaftsinteressen, wobei die Telearbeit als Gleichstellungsfrage in den Blick rückt. Die dritte fragt danach, ob die «Teleheimarbeit» als Sonderfall zu betrachten sei, und nimmt das Problem von Geschlechterräumen auf. Bei jeder Fallstudie werden die jeweils relevanten Akteure (und die entsprechenden Archivbestände) berücksichtigt: der Bund, die PTT und die ETH/EPFL (1); die Berufsverbände und Gewerkschaften, Frauenorganisationen und Gleichstellungsinstitutionen, aber auch Unternehmens- und Arbeitgeberverbände (2); sowie der Schweizerische Verband für Heimarbeit (SVH) und dessen Zentralstelle (3). Ergänzt wird das archivalische Quellenmaterial mit Publikationen zum Thema, Sach- und Zeitungsartikeldokumentationen sowie audiovisuellen Quellen (v.a. Fernsehbeiträge).

Disziplinär ist das Forschungsvorhaben in der Geschlechtergeschichte der Digitalisierung und der Arbeit verortet und kommt in diesen Fachgebieten formulierten Forschungsdesideraten nach. Das Projekt begründet die historische Forschung zu Telearbeit in der Schweiz und leistet historische Grundlagenarbeit erstens zur Geschichte des Homeoffice und zweitens zum Komplex (digitale) Technologien, Arbeit und Geschlecht in der jüngsten Vergangenheit.

Dissertation

Projektbetreuung

Richter, Gudrun: «Akkord im Wohnzimmer. Teleheimarbeit von Frauen», in: Küller, Ina/Schöll, Ingrid (Hgg.): Micro Sisters: Digitalisierung des Alltags – Frauen und Computer. Berlin 1988, S. 30f.