In der ersten Hälfte des 20. Jh. wurden die – in einem kulturwissenschaftlichen Sinn verstandenen – "Übersetzungen" der Antike in der schweizerischen Wissenschaft, Literatur und Populärkultur durch die internationalen Entwicklungen grundlegend verändert. Die noch zu Beginn des Jahrhunderts sehr weit voneinander entfernten Antikekonstruktionen in der deutschsprachigen und der französischsprachigen Schweiz rückten seit den 1930er Jahren zusammen; die Entwicklung führte – so unsere Hypothese – zur Herausbildung einer schweizerischen Tradition von Altertumswissenschaften. Auf dieser Grundlage erlangten schweizerische ForscherInnen beim Wiederaufbau der internationalen Austauschbeziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg Bedeutung. Das Projekt will eine erstmalige Gesamtuntersuchung zur Geschichte der Altertumswissenschaften in der Schweiz in ihren internationalen Verknüpfungen vorlegen. Es gliedert sich in drei Teilprojekte, die die Entwicklung der Altertumswissenschaften in der deutschsprachigen Schweiz mit einem akteurs- und diskurszentrierten Ansatz, die wechselseitigen Beziehungen zwischen schweizerischen und internationalen Wissenschaften mit einem auf die Figur von Juliette Ernst zentrierten biographischen Ansatz und die Präsenz der Antike in Literatur und Populärkultur der französischsprachigen Schweiz mit einem kulturwissenschaftlichen Ansatz untersuchen. Das SNF-Projekt steht im Zusammenhang mit den Arbeiten zu einem internationalen Kongress unter dem Titel "Schweizerische Altertumswissenschaften für das 21. Jahrhundert. Kritische Rückschau und Perspektiven aus Anlass der Gründung des Museum Helveticum (1944) vor 75 Jahren", den eine Arbeitsgruppe der Schweizerischen Vereinigung für Altertumswissenschaft unter Leitung von Thomas Späth für 2019 vorbereitet.