Dr. phil. Beatrix Rubin Lucht

Assoziierte Forscherin

Ordinariat Richers

E-Mail
beatrix.rubin@faculty.unibe.ch
Postadresse
Universität Bern
Historisches Institut
Länggassstrasse 49
3012 Bern
  Studium der Biologie in Konstanz, Eugene, (Oregon, USA) und München.
1995 Promotion über die Regeneration des zentralen Nervensystems bei Prof. Martin Schwab am Institut für Hirnforschung der Universität Zürich.
1995 - 2001 Postdoc zur Charakterisierung der Teneurine, einer Proteinfamilie im zentralen Nervensystem von Wirbeltieren am Friedrich Miescher Institut in Basel.
seit 2001 vertiefte Auseinandersetzung mit den Entwicklungen der biomedizinischen Wissenschaften im gesellschaftlichen Kontext.
2001 - 2007 Forschungsarbeiten zur wissenschaftlichen Entwicklung, gesellschaftlichen Rezeption und rechtlichen Regulierung der embryonalen Stammzellforschung am Institut für Angewandte Ethik und dem Programm für Wissenschaftsforschung der Universität Basel.
2007 - 2010 Projekt zur Geschichte der Neurowissenschaften und dem Konzept der Plastizität im 20. Jahrhundert, am Beispiel der Forschung zur adulten Neurogenese, am Collegium Helveticum der ETH und Universität Zürich.
2010 - 2015 Weiterführende Untersuchungen zum Konzept der Plastizität in den Neurowissenschaften und der zellbiologischen Forschung am Collegium Helveticum und dem Departement für Geschichte der Universität Basel.
2016 - 2018 Komplementär zur Forschungstätigkeit, Auseinandersetzung mit wissenschaftspolitischen Fragen, Tätigkeit als wissenschaftliche Beraterin für den schweizerischen Wissenschaftsrat.
2012 - 2019 Durchführung von interdisziplinären Lehrveranstaltungen für Doktoranden an der ETH Zürich zu Themen der Wissenschaftsforschung.
seit März 2019 als assoziierte Forscherin am Historischen Institut der Universität Bern tätig.
  • Geschichte der Neurowissenschaften während des 20. Jahrhunderts
  • Wissenschaftliche Konzepte in Theorie und Praxis der biologischen Forschung
  • Transformationsprozesse und Innovation in der Forschung

Plastizität: Die Evolution des Konzepts in den Neurowissenschaften im zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhundert

Ich setze mich mit den Entstehungsbedingungen neuer empirischer und theoretischer Ansätze in der Wissenschaft auseinander. Im Fokus meiner Analyse steht das Konzept der Plastizität, das die Veränderungsfähigkeit des Nervensystems als Reaktion auf veränderte Ansprüche an den Organismus fasst. Die Verbreitung und die Differenzierung der Plastizität in über 80 verschiedene Konzepte steht in Zusammenhang mit einer grundlegenden Transformation der Neurowissenschaften, die sich während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollzieht und bis in die Gegenwart andauert Akbaritabar and Rubin, 2024. In Folge dieser Transformation hat sich das Verständnis des Nervensystems als dynamisch und lebenslang anpassungsfähig etabliert. Dies hat eine Neuausrichtung der Forschung und der Therapie des Nervensystems zur Folge, die sich in der Verwendung der Plastizität durch die Forschenden widerspiegelt.

Die Entwicklung der Plastizität als Konzept wird durch zwei komplementäre Ansätze analysiert. Die bibliometrische Analyse dient dazu, die Verbreitung und Differenzierung der Plastizität in wissenschaftlichen Publikationen von der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart zu erfassen. Die Rolle der Plastizität im Forschungsprozess wird anhand von Interviews mit vier Forschenden nachvollzogen, die eine zentrale Rolle in der Neuausrichtung ihres Forschungsgebietes und damit in der Transformation der Neurowissenschaften gespielt haben. Die erste Befragung der Forschenden erfolgte 2009. Eine zweite Befragung fand zwischen 2019 und 2022 statt. Dies gab den Befragten die Gelegenheit, sich zur Bedeutung der Plastizität in der Entwicklung ihrer Forschung und der Neurowissenschaften zu äußern.

Die Ergebnisse der beiden Analysen werden in einem historischen und gesellschaftlichen Kontext betrachtet. Von besonderem Interesse sind die Zusammenhänge zwischen dem wissenschaftlichen Verständnis des Nervensystems als lebenslang anpassungsfähig und einer sich verändernden Lebenswelt.