Männlichkeit auf der Bühne: Geschlecht und Politik im klassischen Athen
Habilitationsprojekt
Die Entstehung der Demokratie in Athen im 5. Jahrhundert v. Chr. ist ein Meilenstein in der europäischen Geschichte. Dass nur männliche Bürger an diesem Experiment partizipierten, ist hinlänglich bekannt. Doch was bedeutete es, in dieser Zeit ein Mann zu sein? Bisherige Studien widmeten sich vorwiegend der Stellung der Frau und der gesellschaftlichen Rollenverteilung in der athenischen Gesellschaft. Inwiefern sich der politische Wandel auf die Vorstellungen von Männlichkeit auswirkte, wurde bislang nicht systematisch untersucht. In diesem Projekt wird unter Rückgriff auf das von R. W. Connell entwickelte theoretische Konzept der hegemonialen Männlichkeit nach konkurrierenden Männerbildern im demokratischen Athen gefragt. Wie veränderten sich die Vorstellungen von Männlichkeit im Zuge der Demokratisierung Athens? Das Projekt wird, um diese zentrale Frage beantworten zu können, zeitgenössische Texte aus dem Bereich des attischen Theaters analysieren. Die erhaltenen griechischen Tragödien und Komödien decken fast das gesamte 5. Jahrhundert ab und erlauben somit eine diachrone Analyse von Männlichkeitsvorstellungen. Das Theater war in Athen zudem ein Ort, an dem gesellschaftliche Fragen verhandelt wurden, die nicht nur für eine kleine gebildete Elite, sondern für grosse Bevölkerungsteile von unmittelbarer politischer und sozialer Relevanz waren. Die Art und Weise, wie Männlichkeit auf der Bühne dargestellt wurde, kann deshalb wichtige Rückschlüsse auf zeitgenössische Diskurse über Männlichkeit geben. Exemplarisch soll in historischer Perspektive der Einfluss eines demokratischen Systems auf die Vorstellungen von Geschlecht diskutiert werden.
Das Projekt wird gefördert durch ein Early Postdoc.Mobility Stipendium des SNF (10/2020 – 03/2022).
Studienbuch Libanios
in Vorbereitung; unter Vertrag beim Olms Verlag für die Reihe Olms Studienbücher Antike.
Unter Freunden. Nähe und Distanz in sozialen Netzwerken der Spätantike
abgeschlossen, publiziert in der Reihe Vestigia. Beiträge zur Alten Geschichte, C. H. Beck, München 2021.
Freundschaftsbeziehungen waren im Römischen Reich der Spätantike von herausragender Bedeutung. Sie verbanden die sozialen, politischen und religiösen Eliten miteinander und integrierten sie in komplexe Netzwerke. Diese Studie untersucht zum ersten Mal systematisch und vergleichend Freundschaftskonzeptionen und -praktiken im paganen wie im christlichen Milieu des 4. Jahrhunderts n. Chr. Dabei liegt der Fokus auf dem griechischsprachigen Osten des Imperium Romanum. Zum einen werden unter Rückgriff auf begriffsgeschichtliche Methoden die Normen und Konventionen analysiert, die mit Freundschaft (philia) als Beziehungsform verbunden waren. Zum anderen wird nach der Sichtbarkeit und Performanz von Freundschaft gefragt. Hierzu werden verschiedene Formen symbolischer Kommunikation unter Freunden rekonstruiert, durch die unterschiedliche Grade von Nähe und Distanz ausgedrückt werden konnten. Das Augenmerk richtet sich sowohl auf Interaktionsformen von Freunden, die sich am selben Ort aufhielten, als auch auf Beziehungen, die über Briefe geführt wurden. Indem pagane und christliche Kontexte gleichermaßen Gegenstand der Betrachtung sind, kann der Einfluss der zunehmenden Christianisierung auf die Bildung von sozial und politisch wirksamen Netzwerken bestimmt werden.