M.A. Riccarda Schmid

Assoziierte Forscherin

Abteilung für Alte Geschichte und Rezeptionsgeschichte der Antike


 

2009 – 2012 BA Studium an der Universität Bern. Fächer: Geschichte, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften.
2013 – 2016 MA Studium an der Universität Bern. Fächer: Geschichte, Antike Kulturen und Antikekonstruktionen.
2013 – 2016 Anstellungen als Hilfsassistentin und Tutorin bei Prof. Dr. Stefan Rebenich in der Abteilung für Alte Geschichte und Rezeptionsgeschichte der Antike und bei Prof. Dr. Thomas Späth am Center for Global Studies der Universität Bern.
2016 Masterabschluss mit der Masterarbeit: „Die Belehrung durch viele Beispiele macht euch nämlich die Entscheidung leicht.“ Eine Untersuchung der Verwendung von παραδείγματα in griechischen Gerichtsreden des 4. Jahrhunderts v. Chr.
2016 Fakultätspreis der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern für den besten Masterabschluss im FS2016
Seit 2016 Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Geschichte der Alten Kulturen vom östlichen Mittelmeer bis zum Mittleren Osten von Prof. Dr. Andreas Victor Walser am Historischen Seminar der Universität Zürich.
Seit 2017 Doktorandin am Historischen Seminar der Universität Zürich
  • Geschichte des Klassischen Griechenlands und Alexanders des Grossen
  • Theorien und Methoden des kulturellen Transfers sowie der Konstruktion von Vergangenheit, Gedächtnis und Identität in antiken Kulturen
  • Antikenrezeption in der Frühen Neuzeit, insbesondere in der Alten Eidgenossenschaft

Mit Beispielen überzeugen. Rhetorik und politische Kommunikation in der athenischen Demokratie des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. (Arbeitstitel)

Dissertationsprojekt

Betreuung: Prof. Dr. Andreas Victor Walser, Prof. Dr. Thomas Späth

Reden waren das zentrale Medium der öffentlich-politischen Kommunikation in allen wichtigen Sphären der athenischen Demokratie im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. In der Volksversammlung, in Gerichtshöfen, bei Festen sowie Gedenkveranstaltungen für Kriegsgefallene wurde mittels Reden versucht, das Publikum zu erreichen und Zustimmung zu erhalten. Eine erfolgreiche Rede war besonders ausschlaggebend vor Gericht, da sie die Entscheidungsgrundlage für die einem Prozess zugeloste Richterschaft aus athenischen Bürgern darstellte. In den Volksgerichten Athens wurde nicht nur über Verstösse gegen Gesetze, sondern auch über die Konformität politischer Abläufe, neuer Gesetze und Dekrete sowie des Verhaltens jedes Bürgers in seinem öffentlichen Auftreten geurteilt. Dabei fällten dieselben Bürger als Geschworene Urteile, die auch an der Volksversammlung abstimmten und Kandidaten für jährlich ausgeloste und gewählte politische Ämter waren; eine Trennung im modernen Sinn zwischen Exekutive, Legislative und Judikative gab es im antiken Demokratieverständnis nicht. So bildeten die Volksgerichtshöfe als eigentliches Kontrollorgan des politischen Systems einen entscheidenden Raum der öffentlich-politischen Kommunikation in der antiken Demokratie.

Das Dissertationsprojekt leistet einen neuen Beitrag, um diesen Kommunikationsort, die darin verwendete spezifische Rhetorik und deren Wirkung in der athenischen Gesellschaft besser verstehen zu können. Dabei steht eine Analyse von Inhalten und Verwendungsweisen von Beispielen (gr. paradeigmata) im Zentrum, die neue Erkenntnisse bezüglich der rhetorischen Praxis politischer Kommunikation generiert. Daran können zentrale Einsichten gewonnen werden, wie Wissen und Erinnerungen zur Aktualitätskonstruktion und damit aktiven Meinungsbeeinflussung bei Entscheidungsfindungen in demokratischen Systemen mobilisiert und konstruiert werden. Methodisch wird das Konzept sozialer Gedächtnisse gesellschaftlicher Gruppen zur Betrachtung von Gegenwartskonstruktionen weiterentwickelt sowie mittels Ansätzen der Kommunikationswissenschaften die Konstruktion und Wirkungsweisen politischer Rhetorik untersucht. Damit soll die emotionale Steuerung des Publikums durch führende Staatsmänner mittels Framing von Beispielinhalten und der Gerichtsreden insgesamt sichtbar gemacht und aufgezeigt werden, wie Frames als thematische Deutungsrahmen in der politischen Rhetorik im antiken Athen konstruiert, in sozialen Gedächtnissen tradiert und in den Volksgerichtshöfen zur kurzfristigen Meinungsbeeinflussung aktiviert wurden. Darüber hinaus lässt die Betrachtung eines zentralen Mediums der Meinungsbildung in der antiken Demokratie Einsichten in Informationsverarbeitungsprozesse und Erinnerungskonstruktionen zu, die massgeblichen Einfluss auf Gegenwartseinschätzungen und Identitätswahrnehmungen hatten. Abschliessend können daran Überlegungen zu Parallelen und Unterschieden rhetorischer Form und Funktionsweisen öffentlicher Kommunikation vor Entscheidungsfindungen in antiken und modernen demokratischen Systemen gemacht werden.

  • Schweizerische Vereinigung für Altertumswissenschaft
  • Schweizerische Gesellschaft für Geschichte
  • Schweizerische Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts