Grundwissen Geschichtsstudium

Historische Methode und Wissenschaftlichkeit

Seit dem 19. Jahrhundert wird Geschichtsforschung nach wissenschaftlichen Prinzipien betrieben. Ziel des Geschichtsstudiums ist nicht das Ansammeln von historischem Wissen zu allen Epochen und Themen, sondern das Erlernen der Fähigkeit, selber historisches Wissen zu generieren. Obwohl es bezüglich der untersuchten Thematiken sowie der theoretischen Zugänge eine grosse Bandbreite gibt, so sind sich die akademischen Geschichtsschaffenden doch einig bezüglich des Kerns ihrer Disziplin:

  • Objekt der Geschichtswissenschaft ist nicht die Vergangenheit, sondern die Quellen, die mit Hilfe eines bestimmten Verfahrens auf ihren Inhalt befragt werden.
  • Die Geschichtswissenschaft definiert sich nicht über das «Was?» (weil fast alles Gegenstand von historischem Arbeiten sein kann), sondern die Frage nach dem «Wie?». Es ist demnach die Historische Methode, die das Dach der Disziplin bildet.

Generell ist immer noch die aus dem 19. Jahrhundert stammende sogenannte «Historische Methode» das gewählte Vorgehen, um die Quellen «zum Sprechen» zu bringen. Die Historische Methode besteht aus drei (respektive vier) Schritten:

  1. Heuristik: In einem ersten Schritt geht es darum, sich mit den eigenen Erkenntnisinteressen sowie mit dem zu untersuchenden Material auseinanderzusetzen. Was will ich eigentlich herausfinden? Welche Quellen stehen mir zur Bearbeitung zur Verfügung? Wie sieht der Wissensstand zum Untersuchungsgegenstand aus?
  2. Kritik: In einem zweiten Schritt werden die Quellen kritisch untersucht. Um was geht es in der Quelle? Wer hat diese wann warum und für wen verfasst? Welche Absichten stecken dahinter? Ist die Quelle echt?
  3.  Interpretation: Im dritten Schritt werden die Erkenntnisse aus der Quellenkritik mit der eigenen Fragestellung und dem Forschungsstand in einen Zusammenhang gebracht. Die Erkenntnisse werden organisiert und in ein Narrativ gegliedert. Inwiefern tragen die Forschungserkenntnisse zur Beantwortung meiner Fragestellung bei? Wie lassen sich die neuen Erkenntnisse im Lichte der bisherigen Forschung beurteilen?
  4. Topik: Im vierten und letzten Schritt werden die Erkenntnisse in ein sprachliches Format übertragen, z.B. schriftliche Arbeit, Referat, Poster, Video, Podcast...

Abgesehen von der Historischen Methoden sind es eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Prinzipien, die das historiographische Schaffen definieren:

  • Objektivität:

    Die Interpretation von Quellen ist insgesamt eine subjektive Tätigkeit und zwar gleich in doppelter Hinsicht (Ebene Gegenstand und Ebene Forschende). Eine komplette Abstrahierung vom eigenen zeitgebundenen sowie moralisch-kulturellen Standpunkt ist nicht möglich, weshalb eine vollkommene Objektivität bei der Quellenanalyse und Interpretation illusorisch ist. Aus diesen Gründen bedarf es einer Selbstreflexion der/des Verfassenden bezüglich Vorannahmen und Motivation für die gewählte Fragestellung und die Quellenauswahl. Obwohl eine vollkommene Objektivität nicht möglich ist, so soll sich der/die Forschende doch um eine möglichst neutrale Bewertung der Forschungserkenntnis bemühen und auch konkurrierende Standpunkte bei der Bewertung des Themas nicht ausblenden.
     
  • Transparenz und Überprüfbarkeit:

    Unter anderem aus diesen Gründen sollten Fragestellungen, Begrifflichkeiten, Arbeitsmethoden sowie alle Belege von verwendeter Literatur und konsultierten Quellen offengelegt werden. Dies erleichtert die Überprüfbarkeit der Ergebnisse und macht transparent, warum genau die genannten Werke zur Bearbeitung der Forschungsfragen herangezogen worden sind.
     
  • Vollständigkeit:

    Insgesamt sollte sich die gewählte Fragestellung im Bereich des Beantwortbaren bewegen. Müssen wichtige Aspekte ausgelassen werden, sollten die Forschungsfragen sinnvoll abgeändert und der untersuchte Themenhorizont eingegrenzt werden.
     
  • Eigenständigkeit:

    Die Arbeit ist klar als eigene Denkleistung erkennbar. Werden fremde Forschungsleistungen (Ideen, Begriffe, Konzepte) miteinbezogen, werden diese klar und transparent den dafür verantwortlichen Urheber*innen zugeordnet.

Fragestellung und These

Am Beginn einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit Geschichte steht stets die Fragestellung, sei es für ein Referat oder eine (Proseminar)-arbeit. Die Fragestellung bildet dabei den roten Faden sowohl beim Verfassen des Textes als auch als strukturierendes Element des Argumentationsgangs in einer Arbeit. Sie hilft uns, ein Thema einzugrenzen, zielgerichtet nach Literatur und Quellen zu suchen oder im Rahmen der Quelleninterpretation die Quelle auf die eigene Fragestellung hin zu analysieren und in einen grösseren Zusammenhang einzuordnen. Eine Arbeit selbst ist rund um die Fragestellung organisiert: Sie wird in der Einleitung eingeführt, im Hauptteil beantwortet und im Fazit mit einer thesenartigen Antwort kurz zusammengefasst. Doch wie kommt man zu einer Fragestellung und was ist eine ideale Fragestellung?

Eine genaue Anleitung dazu gibt es nicht. Häufig steht am Anfang eine Idee oder ein bestimmter Themenbereich. Es ist sinnvoll, sich ein Thema auszusuchen, das man selbst interessant findet, da man sich häufig eine Weile damit beschäftigt. Das Thema lenkt die Recherche v.a. mit Einstiegsliteratur (i.R. Lexikon- und Handbuchartikel) und einer Sichtung erster Quellen in eine Richtung und ermöglicht eine erste Fassung der Fragestellung aufzustellen. Die Literatur soll helfen, Forschungslücken oder spannende (kontroverse) Debatten zu finden, die die Fragestellung aufnehmen kann. Je nach Inhalt der Literatur und der Quelle kann die Fragestellung eingegrenzt, verfeinert oder angepasst werden. Die Findung der Fragestellung muss dabei als zirkulärer Prozess verstanden werden: Literatur, Quelle und Fragestellung stehen in einem ständigen Austausch. Eine Fragestellung darf und soll auch verändert werden, wenn es zu einer Verbesserung führt.

Eine gute Fragestellung beinhaltet folgende Punkte:

  • Basiert auf einer eigenen Idee und folgt idealerweise dem eigenen Interesse
  • Muss beantwortbar sein:
    Dazu gehört, dass sie durch die konsultierten Quellen und Literatur in einem bestimmten Umfang beantwortet werden kann. Damit dies gelingt, muss die Fragestellung eingegrenzt (i.R. Raum, Zeit und Gegenstand) werden. Die Fragestellung sollte folglich nicht zu allgemein formuliert werden, darf aber auch keine reine Wissensfrage sein oder mit ja oder nein beantwortet werden können. Auch interessiert vor allem die Frage nach Zusammenhängen. Insgesamt sind Fragen nach dem „warum?“ zu bevorzugen. Diese verlangen nach einer Argumentation und wirken sich produktiv auf den Erkenntnisgewinn aus, während Fragen nach dem „wie?“ oder „was?“ eher deskriptive Resultate mit einer Aneinanderreihung von Fakten hervorbringen.
  • Ist präzis und verständlich:
    Die Frage soll sich bspw. in einem kurzen Absatz erläutern lassen.
  • Basiert auf dem Forschungsstand und soll diesen erweitern:
    Die Frage soll in den Forschungsstand eingebettet sein. Damit dies gelingt, soll zuerst erarbeitet werden, welche Erkenntnisse zum zu bearbeitenden Thema bereits vorliegen. Anschliessend kann danach gefragt werden, ob es Kontroversen zum Untersuchungsgegenstand gibt oder ob bestimmte Aspekte und Perspektiven unbeachtet geblieben sind. Diese Ungereimtheiten, Probleme oder Forschungslücken können nun zu einer Fragestellung führen und mit ihrer Beantwortung den aktuellen Forschungsstand ergänzen.
  • Weist eine Relevanz auf:
    Die Fragestellung soll einen Beitrag für eine übergeordnete Diskussion liefern. Die Relevanz bezieht sich in der Regel auf eine Forschungslücke oder -debatte, kann aber auch gesellschaftlich-politischer Art sein.

Um sicher zu gehen, dass die eigene Fragestellung gelungen ist, lohnt sich eine frühzeitige Rücksprache mit dem/der betreuenden Dozenten/Dozentin. Auch eignen sich folgende Kontrollfragen für die Fragestellung:

  • Weshalb ist die ausgewählte Fragestellung relevant?
  • Wie sieht der Forschungsstand aus und wo bestehen Forschungslücken?
  • Auf welche Art und Weise wird die Fragestellung beantwortet?

Die Fragestellung soll nun vollständig beantwortet werden. Dies geschieht mithilfe der Erkenntnisse aus Quellenanalyse und Forschungsstand. Es ist dabei im Hinterkopf zu behalten, dass mit der Wahl einer Fragestellung eine bestimmte Perspektive eingenommen wird, die die Forschung subjektiv prägt. Je nach Fragestellung gelangt man zu verschiedenen Forschungsergebnissen. Die Fragestellung bestimmt somit, was genau untersucht wird bzw. welche Geschichte geschrieben wird.

Thesen eignen sich sowohl als Diskussionsbeilage, als Abschluss im Fazit als auch als Instrument, das die Fragestellung unterstützt. So kann eine These in Form von Hypothesen auf Basis einer Fragestellung aufgestellt werden und durch ihre Bestätigung oder Falsifizierung kann sie zur Beantwortung der Fragestellung beitragen.

Eine These ist eine eigenständig erarbeitete Aussage in Form einer Behauptung, die eines Beweises noch bedarf. Sie soll diskutabel sein, aber muss begründet werden können. Das bedeutet, dass sie auf Quellen und/oder Forschungsliteratur beruht und keine spekulativen/kontrafaktischen Formulierungen («wenn … hätte, dann wäre …») enthält.
Eine These zeichnet sich durch eine knappe, prägnante Formulierung aus, die etwa im Rahmen einer Diskussion gerne auch provokativ (nicht aber komplett falsch) gehalten sein darf.

Literaturrecherche und Publikationsformen

Die Recherche ist die Basis des wissenschaftlichen Arbeitens und gehört zur Vorbereitung jedes Referats und jeder schriftlichen Arbeit. Vor Beginn der Recherche ist es wichtig, sich die Rechercheziele zu verdeutlichen:

  • Was ist das Thema der Recherche? Wie lässt es sich eingrenzen (geographisch, zeitlich, inhaltlich, …)? Welche angrenzenden Themenfelder berührt es?
  • Welches Material ist gesucht? Wird Einführungsliteratur benötigt oder sind Spezialinformationen zu einem eng begrenzten Themengebiet erforderlich?
  • Was ist der Zweck der Recherche? Dient sie der Vorbereitung eines Überblicksreferats oder einer vertieften Untersuchung, z.B. in einer Proseminararbeit?

Je nach Rechercheziel fallen die Anforderungen an die Recherche anders aus: So ist etwa für einen 15-minütigen Vortrag eine geringere Materialfülle sinnvoll als für eine Proseminararbeit. Zu Beginn der Recherche sollte das Thema bereits in Grundzügen bekannt sein. Beim Einlesen helfen Lexikon- und Handbuchartikel. Mit einem groben Vorwissen ist es möglich, passende Suchbegriffe zu definieren. Ausserdem kann es hilfreich sein, vor der Recherche einen Fragekatalog oder eine Suchwortliste zu erstellen, damit die Suche nicht ausufert.

Eine gelungene Literaturrecherche ist breit angelegt, deckt verschiedene Sprachräume und Fachgebiete ab und wählt die Texte zielgerichtet aus. Es ist sinnvoll, verschiedene Suchkanäle zu nutzen: Bibliothekskataloge, Zeitschriften, Fachportale, Datenbanken, Semesterapparate usw. Das Internet kann ebenfalls hilfreich sein bei der Literaturrecherche. Internetseiten sollte allerdings mit Vorsicht begegnet werden, da oft Qualitätsprobleme auftreten. Es ist hier besonders wichtig, zu fragen: Gibt es Belege für die Informationen? Sind Autor:innen angegeben? Welche Ziele verfolgen die Internetseiten? Eine grosse Abhängigkeit von Internetquellen führt bei vielen Dozierenden zu Notenabzügen, wenn sie sich nicht gut begründen lässt.

Wichtige Anlaufstellen für die Literaturrecherche sind:

  • Swisscovery, der Bibliothekskatalog der Universität Bern. Dabei handelt es sich um einen Teil eines Metakatalogs, der Bestände aller schweizerischen Universitätsbibliotheken umfasst. Stichwortsuchen funktionieren hier allerdings nur eingeschränkt: Um gute Ergebnisse zu erhalten, muss meist der genaue Titel eines Werks eingegeben werden. Der Titel muss also bereits bekannt sein. Für den Einstieg in die Recherche sind daher andere Kanäle zu empfehlen.
  • Helveticat, der Katalog der Schweizer Nationalbibliothek, die sich in Bern befindet. Falls ein Buch über Swisscovery unauffindbar ist, hilft eine Suche bei Helveticat möglicherweise weiter.
  • Worldcat, der weltweite Metakatalog von Universitätsbibliotheken. Hier finden sich auch Bücher, die in keiner Schweizer Bibliothek vorhanden sind. Fernleihbestellungen aus dem Ausland sind allerdings kostenpflichtig (CHF 12).
  • Fachdatenbanken. Die Universitätsbibliothek führt eine Übersicht über zahlreiche Datenbanken. Es wird ausdrücklich empfohlen, diese Datenbanken für die Recherche zu nutzen. Wichtige dort verlinkte historische bzw. geisteswissenschaftliche Datenbanken sind:
    • Historical Abstracts
    • JSTOR
    • Internationale Bibliographie der geistes- und sozialwissenschaftlichen Zeitschriftenliteratur (IBZ)
    • BrowZine
  • Google Scholar, die weltweit grösste akademische Datenbank. Allerdings sind die Beurteilungskriterien für Wissenschaftlichkeit und Relevanz der Texte intransparent und die Suchfunktionen beschränkt. Für einen Einstieg in die Recherche ist Google Scholar dennoch gut geeignet.
  • Forschungsplattformen wie academia.edu und Researchgate, auf denen Autor:innen teilweise eigene Publikationen frei zugänglich hochladen.
  • Gang in die Bibliothek: Einige Signaturen – insbesondere zur Schweizer Geschichte – weisen einen zeitlichen, geographischen oder thematischen Fokus auf.

Bei der Recherche wird zwischen systematischem und pragmatischem Vorgehen unterschieden. Am Beginn des Rechercheprozesses ist das Vorgehen meist pragmatisch: Ausgangspunkt ist eine einschlägige aktuelle Darstellung, etwa eine Einzelstudie oder ein Übersichtswerk. Ausgehend von den Angaben in den Fussnoten und der Bibliographie werden weitere relevante Werke erschlossen, wodurch sich die Suchergebnisse rasch vermehren: Dieses Vorgehen wird auch als Schneeballverfahren bezeichnet. Ein Nachteil dieser Suchmethode ist die Abhängigkeit vom Ausgangswerk. Wenn es wenig ergiebig ist, beginnt die Suche von Neuem. Zudem lassen sich auf diese Weise nur Darstellungen finden, die älter sind als das Ausgangswerk.

Die systematische Suche bedient sich Bibliographien, Überblicksdarstellungen, Handbüchern und Bibliothekskatalogen. Sie bieten Zusammenstellungen von Titeln zu einem bestimmten Thema und decken viele relevante Titel und Standardwerke ab. Ein Nachteil ist, dass aktuelle Titel oft fehlen. Sie sind in den neuesten Ausgaben von einschlägigen Zeitschriften auffindbar. Ausserdem werden in Handbüchern und Überblickswerken meist keine Detailstudien, beispielsweise aus Zeitschriften, aufgenommen.

Um die Suchergebnisse in Katalogen zu verfeinern, können Bool’sche Operatoren eingesetzt werden. Sie verknüpfen verschiedene Suchbegriffe in einem Suchfeld. Der Operator AND grenzt die Suche ein, indem er eine Schnittmenge aus zwei Begriffen bildet. Es werden nur Treffer angezeigt, in denen beide Begriffe vorkommen. Beispielsweise führt «Kind AND Sucht» nur zu Treffern, die beide Begriffe beinhalten. Der Operator OR weitet die Suche aus, indem er alle Treffer anzeigt, in denen entweder einer von zwei oder beide Suchbegriffe vorkommen. Beispielsweise führt «Sucht OR Drogen OR Abhängigkeit» zu Treffern, die einen, zwei oder alle der genannten Begriffe enthalten. Der Operator AND NOT grenzt die Suche ein. Er zeigt Treffer an, die einen bestimmten Begriff nicht enthalten. «Sucht AND NOT Alkohol» führt beispielsweise zu Treffern, die zwar den Begriff «Sucht», nicht aber den Begriff «Alkohol» beinhalten.

Mit der Phrasensuche lassen sich die eingegebenen Zeichen in ihrer genauen Reihenfolge suchen. Meist müssen die Begriffe oder Wortfolgen dafür in Anführungszeichen gesetzt werden oder es muss ein entsprechendes Kästchen aktiviert werden.

Die Trunkierung kann Suchbegriffe abkürzen. Dabei wird nach dem Wortstamm gesucht, indem einzelne Buchstaben oder Wortteile weggelassen und durch einen Platzhalter ersetzt werden. Häufig ist dieser Platzhalter ein Sternchen «*», aber auch andere Zeichen wie «?», «!» und «$» sind gebräuchlich. Trunkierungen können am Wortbeginn, -ende oder in der Wortmitte eingesetzt werden. Mehrere Trunkierungszeichen zusammen sind oft unzulässig.

Tauchen während der Recherche Fragen auf, kann das Bibliothekspersonal möglicherweise weiterhelfen. Für sämtliche geschichtswissenschaftliche Rechercheanfragen steht ausserdem der Fachreferent des Faches Geschichte zur Verfügung, Lennart Güntzel (lennart.guentzel@unibe.ch).

Während des gesamten Rechercheprozesses ist es unerlässlich, die Suchergebnisse fortwährend zu dokumentieren, etwa mit Merklisten, Lesezeichen oder Literaturverwaltungsprogrammen. Bei einer schlecht dokumentierten Suche kann es im Nachhinein ausgesprochen frustrierend sein, die Suche nachzuvollziehen.

Lesetechniken

Für die zielgerichtete Lektüre fachwissenschaftlicher Texte bewährt sich ein Vorgehen in vier Gängen, das schematisch so aussieht:

1. Durchgang

Ziel: Übersicht über Thema, Inhalt, Struktur des Texts gewinnen.

Fragen: Welche Schwerpunkte setzt der Text (Haupttitel)? Bietet der Text zusätzliche Informationen wie z.B. Register, Anhänge, Literaturverzeichnis?

Vorgehen / Tipp: Titel und Inhaltsverzeichnis bzw. Untertitel / Kapiteleinteilung durchgehen. Nehmen Sie die Titel wörtlich: Wenn ein Untertitel «methodische Überlegungen zu XY» ankündigt, können Sie auch einen methodischen Schwerpunkt erwarten.

2. Durchgang

Ziel: Ungefähre Erfassung des Inhalts; Sammlung erster Eindrücke zum methodischen Vorgehen und der Argumentationsweise des Autors / der Autorin.

Fragen an den Text: Zu welcher übergeordneten Diskussion will der Autor / die Autorin beitragen? Auf welche Erkenntnisse baut der Text auf, gegen welche Vorstellungen setzt er sich ab?

Vorgehen / Tipp: Lesen Sie zuerst die Zusammenfassung, dann die Einleitung bzw. die ersten Seiten (einschliesslich Fussnoten).

3. Durchgang

Ziel: Verständnis des Inhalts im Detail.

Fragen an den Text: Was genau steht da?

Vorgehen / Tipp: Den Text von A-Z durchlesen. Alle unbekannten (oder nur vage bekannten) Namen, Wörter, Konzepte usw. nachschlagen (Duden, Fremdwörterbuch, Fachlexika – oder zumindest Wikipedia).

4. Durchgang

Ziel: Erfassen der Struktur und der methodischen Schritte.

Fragen an den Text: Wie baut der Autor / die Autorin den Text auf? Womit beginnt er / sie? Welche Quellen stehen im Mittelpunkt? Wie werden sie genutzt?

Tipp: Schreiben Sie die im Text gestellten Fragen auf. Fügen Sie sie zur vertieften Durchdringung (etwa bei der Vorbereitung der Literaturlistenprüfung) zu einem «Fragestammbaum» zusammen.

5. Zusammenführung der Informationen

Idealerweise halten Sie für jedes Werk, das Sie lesen, die so erfassten Informationen schriftlich auf einer A4-Seite fest. Notieren Sie stets zuerst die genaue bibliographische Angabe und das Datum der Bearbeitung. Fügen Sie Ihre eigenen Beobachtungen / Fragen an den Text hinzu. Noch besser ist es, wenn Sie die Lektüreergebnisse systematisch zusammenfügen. Dazu führen Sie eine eigene Lektüre-/Forschungsbibliographie, am besten über ein Literaturverwaltungsprogramm wie Citavi, Zotero, usw. Die UB Bern bietet ein reiches Kursangebot für Studierende.

Zudem:

  • Vergessen Sie die Fussnoten nicht! Sie enthalten Erklärungen, Literatur und kontextrelevante Beobachtungen.
  • Bauen Sie Ihren Fachwortschatz auf. Am besten nutzen Sie dafür das gute alte «Voki» – ein handschriftlich geführtes Heftchen im Format A6.
  • Nutzen Sie auch Rezensionen, um sich Vorstellungen über Inhalt, Struktur, Aussage, usw. von ganzen Büchern – Monographien und Sammelbänden – anzueignen. Die für Historikerinnen und Historiker wichtigste Informations- und Kommunikationsplattform, H-Soz-Kult (www.hsozkult.de), veröffentlicht regelmässig Rezensionen. Die Plattform www.recensio.net führt die in europäischen Fachzeitschriften (physisch und digital) erschienenen Rezensionen zusammen. Beide Rezensionsorgane lassen sich auch abonnieren.

Was ist eine Quelle?

Unser Wissen über die Vergangenheit beruht auf Überlieferungen, die ganz verschiedene Formen annehmen können. Es kann sich dabei beispielsweise um Briefe, Protokolle, Abhandlungen, Gegenstände, Bauwerke, Bräuche oder Sitten handeln.[1] Diese werden zur «Quelle» (für etwas) durch die Fragen, die wir an diese Überreste stellen. Die Geschichtswissenschaft verwendet Quellen, um Thesen zu stützen, zu modifizieren oder zu falsifizieren. Die empirische Basis der Quellen macht überhaupt erst den «Wissenschaftscharakter der historischen Forschung»[2] aus. Eine häufig verwendete Definition des Quellenbegriffs stammt von dem deutschen Historiker Paul Kirn: «Quellen nennen wir alle Texte, Gegenstände oder Tatsachen, aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann.»[3] Analog dazu bezeichnet Stefan Jordan als Quellen «alle schriftlichen, dinglichen, baulichen, akustischen oder visuellen Überreste, die sich als Zeugnis von der Zeitstufe der Vergangenheit, die uns interessiert, bis in die Gegenwart erhalten haben.»[4]

[1] Vgl. Volker Sellin: Einführung in die Geschichtswissenschaft. Göttingen 1995, S. 46.

[2] Peter Borowsky; Barbara Vogel; Heide Wunder: Einführung in die Geschichtswissenschaft I. Grundprobleme, Arbeitsorganisation, Hilfsmittel, 5. Aufl. (Studienbücher Moderne Geschichte; 1). Opladen 1989, S. 121

[3] Paul Kirn: Einführung in die Geschichtswissenschaft. 6. Aufl. Hg. von Joachim Leuschner. Berlin, New York 1972, S. 29

[4] Stefan Jordan: Einführung in das Geschichtsstudium. Stuttgart 2005, S. 49f.

Quellen lassen sich in verschiedene typologische Systeme einordnen, die im Folgenden kurz dargestellt werden sollen. Diese Typologien können dabei helfen, Quellen besser zu verstehen und zu analysieren. Wichtig ist allerdings festzuhalten, dass solche Zuordnungen nicht immer eindeutig sind und oftmals nicht so sehr eine klare typologische Einteilung einer Quelle das Ziel ist, sondern die Reflexion darüber, warum die Quelle eher der einen oder anderen Kategorie zugeordnet werden kann.

Unterscheidung: Quellen und Literatur (Zugang: direkt oder indirekt)

Eine erste Unterscheidung muss zwischen Quellen und wissenschaftlicher Literatur getroffen werden. Eingangs wurde festgehalten, dass Quellen uns Wissen über die Vergangenheit vermitteln. Natürlich kann dies auch Literatur tun. Der Unterschied besteht darin, dass Quellen einen direkten Zugang zur Vergangenheit ermöglichen, während wissenschaftliche Literatur bereits auf Quellen aufbaut und sich mit diesen auseinandersetzt.[1] Literatur wird also im Nachhinein und aufbauend auf Quellen von Wissenschaftler*innen verfasst. Dennoch ist die klare Trennung von Literatur und Quellen in manchen Fällen nicht ganz einfach. Besonders ältere geschichtswissenschaftliche Schriften können auch als Quellen untersucht werden. In der Bibliographie sollten Quellen gesondert von der Literatur aufgeführt werden.

Unterscheidung: Primär- und Sekundärquellen (Distanz)

Quellen lassen sich in Primär- und Sekundärquellen einteilen. Eine Quelle wird als sekundär bezeichnet, wenn sie sich auf eine andere Quelle bezieht, indem sie beispielsweise deren Inhalt sinngemäss wiedergibt.[2] Primärquellen liegen zeitlich und räumlich näher am beschriebenen Geschehen als die Sekundärquellen und sind ihnen daher für die wissenschaftliche Arbeit in der Regel vorzuziehen. Sekundärquellen sollten immer auf ihre eigenen Quellen hin untersucht werden. Es kann vorkommen, dass die Zeugnisse, auf die sich die Sekundärquelle bezieht, nicht mehr vorhanden sind. Die Sekundärquelle wird dann zur neuen Primärquelle.

Unterscheidung: Tradition und Überrest (Absicht)

Diese von Johann Gustav Droysen eingeführte und von Ernst Bernheim präzisierte Unterscheidung bezieht sich auf die Absicht, mit der die Quelle erzeugt wurde. Quellen gehören zu der Gattung der Tradition, wenn sie mit der Absicht entstanden sind, der Nachwelt Informationen über Zustände, Ereignisse und Prozesse zu vermitteln. Quellen, die bei ihrer Herstellung nur für Gegenwartszwecke gedacht waren und deren Überlieferung zufällig geschah, werden den Überresten zugeordnet.[3]

Beispiele:

  • Beispiele für Traditionsquellen sind Chroniken, Annalen, Biographien, Memoiren, Tagebücher, mündliche Überlieferungen in Sagen und Liedern, zum Teil auch Bilder und Filme.
  • Beispiele für Überreste sind Sachüberreste (Bauwerke, Geräte, Kunstwerke, Münzen, technische Geräte, Kleider, Werkzeug), abstrakte Überreste (Sprachen, Namen, überlieferte Institutionen, Rechtszustände, Sitten und Bräuche) und schriftliche Überreste (Urkunden und Akten, Steuerbücher, Gerichtsmanuale, Publizistik oder Briefe).[4]

Beide Quellengattungen sind erkenntniserweiternd und für die Geschichtswissenschaft notwendig. Überrestquellen enthalten oft weniger Detailinformationen als Traditionsquellen. Dafür müssen letztere aufgrund ihrer absichtlichen Überlieferung immer ideologiekritisch betrachtet und anhand von Überrestquellen geprüft werden. Die Analyse von Überresten erfordert wiederum eine genaue Kenntnis der historischen Hintergründe und wird oft von spezialisierten Hilfswissenschaften übernommen. Teilweise wird als dritte Gruppe die der Denkmäler abgegrenzt. Denkmäler vermitteln eine historische Botschaft, sind aber auch unabsichtliches Dokument ihrer Zeit. In der Regel werden sie zu den Überresten gezählt.[5]  

Auch bei der Unterscheidung zwischen Traditions- und Überrestquellen kann die Einordnung von der Fragestellung abhängen. Beispielsweise gelten Memoiren als Traditionsquellen, da sie meist mit der Absicht entstehen, die Nachwelt zu informieren oder ein gewisses Bild zu vermitteln. Sie lassen sich aber auch auf Aspekte hin analysieren, die nicht mit Absicht festgehalten wurden – in diesem Fall wären sie eher als Überrestquellen zu klassifizieren.

Manchmal werden Quellen nach weiteren Einteilungskriterien unterschieden. Oft werden schriftliche Quellen von Sachquellen (Realien) getrennt, wobei sich beide Gattungen wiederum in Untergruppen einteilen lassen. Während die schriftlichen Quellen als typische historische Quellen gelten, werden Sachquellen oft von Spezialdisziplinen bearbeitet.[6] Ausserdem kommen Unterscheidungen nach dem Inhalt/der Thematik oder der Gattung vor.

[1] Vgl. ebd., S. 120.

[2] Vgl. ebd., S. 57.

[3] Vgl. Metzler: Einführung in das Studium, S. 49.

[4] Vgl. Borowski/Vogel/Wunder: Einführung in die Geschichtswissenschaft, S. 125.

[5] Vgl. ebd., S. 125f.

[6] Vgl. ebd., S. 126.

Meist werden schriftliche Quellen in Archiven oder Bibliotheken aufbewahrt. Allerdings gibt es auch viele Quelleneditionen und Quellenverzeichnisse, die den Zugang erleichtern. Editionen sind gedruckte Publikationen einer oder mehrerer Quellen, Quellenverzeichnisse listen die Quellen zu einem bestimmten Thema auf. Quellensammlungen beschränken sich auf einen bestimmten Raum, eine Zeit, ein Sachgebiet und/oder eine Quellenart. Editionen haben neben der Zugänglichkeit den Vorteil, dass ein wichtiger Teil der Vorarbeit bereits durch Fachpersonen geleistet wurde. Dazu zählen die Transkription der Quelle, die Kritik der Echtheit und weitere Informationen zu genannten Begriffen, Personen und Hintergründen.[1] Ausserdem beinhalten Editionen in der Regel Regesten, die einen schnellen Überblick über den Inhalt der Quellen geben. Diese weisen direkt auf die wichtigsten Fakten der Quelle hin.

Der Entstehungskontext und die Konzeption einer Edition sollte immer bekannt sein, denn sie entscheiden darüber, welche Quellen überhaupt mit aufgenommen werden. Die Auswahlkriterien und Absichten hinter der Edition sind wichtig für die Interpretation der Quellen.[2] Generell sollte möglichst eine historisch-kritische Edition verwendet werden.

Merkmale kritischer Editionen:

  • Angaben zum Schriftstück, Archivsignatur, Bearbeitungsspuren, frühere Druckorte.
  • Vor den einzelnen Quellen gibt es ein Kopfregest mit den wichtigsten Angaben zu Datum, Ort, Absender, Empfänger, aktenkundlicher Name und Inhalt.
  • Auf Auslassungen, Einschübe oder unleserliche Stellen im Original wird hingewiesen.
  • Es finden sich weiterführende Angaben zu erwähnten Personen oder Sachverhalten in den Fussnoten.
  • Es sollte beachtet werden, ob die Texte in der Originalsprache wiedergegeben werden oder übersetzt sind und ob in der Rechtschreibung Anpassungen gemacht wurden (ist letzteres der Fall, sollte dies vermerkt sein).

Obwohl Editionen sehr nützlich und arbeitserleichternd sind, sollte zu ihren Gunsten nicht auf Besuche im Archiv verzichtet werden. Nur dort lassen sich nämlich die weniger oder noch gar nicht erforschten Quellen auffinden.

[1] Vgl. Sellin: Einführung in die Geschichtswissenschaft, S. 50f.

[2] Vgl. Budde: Quellen, Quellen, Quellen, S. 60.

Quellengattungen im Wandel der Zeiten

Althistoriker*innen arbeiten mit einem sehr viel kleineren Quellenkorpus als es die Zeitgeschichte tut. Allerdings variiert nicht nur die Menge der Quellen und damit die Methodik, sondern auch die Quellengattungen unterscheiden sich. Die Forschung zu Gesellschaften der Antike arbeitet häufig mit archäologischen Funden, Inschriften oder Münzen. Schriftliche Überlieferungen sind meist Geschichtswerke, Herrscherbiographien sowie philosophische, rhetorische oder politische Abhandlungen. Für das Mittelalter kommen besonders Annalen, Chroniken, Viten, Hagiografien, Urkunden, Briefe, Predigten und Genealogien hinzu. Für die neuere Geschichte steigt die Zahl der Quellen, hinzu kommen Ego-Dokumente wie Tagebücher, Briefe, Reisebeschreibungen und Memoiren.[1] Durch technische Fortschritte und neue Medien hat sich für den Bereich der Zeitgeschichte besonders die Zahl der Quellen massiv erhöht. Zu den neuesten Quellen zählen Tondokumente, Videos, Fernsehsendungen, Fotographien, Oral History-Interviews oder auch Social Media. Im Gegensatz dazu gehen andere Quellenarten zunehmend verloren. So werden beispielsweise Briefe durch flüchtigere Kommunikationsmittel wie Telefone, E-Mails oder Messengerdienste ersetzt. Typisch für die Zeitgeschichte sind die digitalen Quellen.[2]

Sachquellen/Realien

Zu den Sachquellen gehören beispielsweise Münzen, Wappen, Kleidungsstücke und Museumsobjekte. Für die Interpretation von Sachquellen benötigen wir, wie im vorherigen Kapitel erwähnt, häufig Spezialwissen. Dieses wird beispielsweise von der Archäologie oder von den historischen Hilfswissenschaften wie der Numismatik oder der Heraldik bereitgestellt. Sachquellen sind besonders wichtig für frühere Epochen, aus denen nur wenige schriftliche Quellen vorhanden sind.

Schriftliche Quellen

Die am häufigsten genutzte Quellengattung der Geschichtswissenschaft ist die der schriftlichen Quellen. Diese Gattung lässt sich in eine Vielzahl von Untergruppen aufteilen. Dazu gehören amtliche Dokumente, Überlieferungen von Parteien und Verbänden, Parlamentsprotokolle, Zeitungsartikel und Flugblätter, private Korrespondenzen, Memoiren und viele weitere.[3]

Die Zugangsmöglichkeit zu diesen Quellen ist unterschiedlich. Publizierte Quellen wie Zeitungen oder Memoiren sind meist einfach über Bibliotheken und Archive zugänglich, dasselbe gilt für Parlamentsprotokolle. Viele Quellen aus dem Bereich der Politik liegen in Editionen vor. Unveröffentlichte amtliche oder staatliche Quellen sind jedoch nicht immer einsehbar. Erst nach Ablauf einer dreissigjährigen Frist sind sie in Archiven zugänglich. In einigen seltenen Fällen kann eine Sperrfrist durch einen Antrag verfrüht aufgehoben werden. Für personenbezogene oder politisch heikle Dokumente sind die Sperrfristen länger, um den Datenschutz oder ein schutzwürdiges öffentliches oder privates Interesse zu gewährleisten.[4]

Bildquellen und Visual History

Zu den Bildquellen gehören sowohl statische Bilder wie Karikaturen, Plakate, Briefmarken, Gemälde oder Fotographien als auch bewegte, laufende Bilder. Je nach Typus der Bildquelle variieren ihre Eigenschaften, weshalb innerhalb der Quellenkritik unterschiedliche Fragen an sie gerichtet werden müssen. Bei der Visual History nimmt der historische Kontext (Herkunft, Verwendung etc.) stets eine wichtige Rolle ein. Ausserdem wird betont, dass Bilder Teil einer Kommunikationsbeziehung zwischen Urheber*innen und Adressat*innen sind – nicht einfach nur Abbilder einer gesellschaftlichen Realität. Als Adressatin kommt dabei die ganze Gesellschaft in Frage, womit die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der visuellen Medien betont wird.

Die Interpretation von Bildern kann besonders anspruchsvoll sein, da dabei einige Besonderheiten berücksichtigt werden müssen.

  • Bilder sind synchron und nicht linear; auf einem Bild sind viele Informationen zugleich präsent, während ein Text einzelne Informationen nacheinander liefert.
  • Informationen auf Bildern sind stärker verdichtet als in Texten. Um dieselben Aussagen wie ein Bild zu treffen, ist oft eine grössere Menge von Text nötig.
     

Audioquellen

Zu den Audioquellen gehören alle akustischen Aufnahmen, die analog oder digital gespeichert sind. Typische Dokumente sind Reden, Vorträge, Musik- und Theateraufführungen, Werbungen, Aufnahmen von Interviews, Dialekten oder Radiosendungen. Oft liegen Tonaufnahmen auch in schriftlich fixierter Form vor (Beschreibungen von Geräuschen/Transkription). Solche Quellen sind allerdings keine Audioquellen im engeren Sinn. Audioquellen lassen sich für ganz unterschiedliche geschichtswissenschaftliche Forschungen nutzen, kommen aber im Vergleich zu Textquellen nach wie vor eher selten zum Einsatz. Gerade aus diesem Grund lohnt sich die Auseinandersetzung mit ihnen. Weil es sich um eine relativ neue Quellengattung handelt, gibt es noch keinen einheitlichen methodischen Zugang. Grundsätzlich empfiehlt sich bei auditiven Materialien dasselbe quellenkritische Vorgehen wie bei schriftlichen Quellen, allerdings gilt es bei der historischen Arbeit mit Tondokumenten einige Besonderheiten zu beachten.

  • Im gesprochenen Wort können Betonungen, Nuancen oder Stimmungen vermittelt werden, die in verschriftlichter Form nicht erkennbar sind. Dies ist einerseits eine Chance, andererseits eine Gefahr, da besonders emotionale oder rhetorisch ausgefeilte Aufnahmen eine kritische Distanz benötigen.
  • Da die schriftliche Form den Umgang mit den Quellen erleichtert, werden Tondokumente für historische Arbeiten oft verschriftlicht. Dadurch können jedoch interessante Elemente verloren gehen. Die verschriftlichte Form ist in jedem Fall eine Reduktion.[5]
     

Audiovisuelle Quellen

Der Umgang mit Filmquellen ist im Vergleich zu Textquellen aufwendiger und es gibt auch hier noch keine etablierte Herangehensweise. Bei Filmen lassen sich verschiedene Arten unterscheiden.

  • Es gibt historische Filmdokumente, das sind Aufzeichnungen von Personen, Vorgängen oder Ereignissen. Der Zeitpunkt der Aufnahme und die abgebildete Zeit stimmen dabei überein.
  • Ausserdem gibt es Spielfilme, die ein fiktives Geschehen oder eine Handlung mit Bezug zur Realität darstellen. Bei Nachstellungen historischer Vorgänge wird von Geschichtsspielfilmen gesprochen. Die Herstellungszeit und die abgebildete Zeit sind bei Spielfilmen in der Regel nicht deckungsgleich, bei Geschichtsspielfilmen überschneiden sich die Zeiträume nie. Geschichtsspielfilme sind keine Quellen für die Zeit, die sie darstellen, sondern für die, aus der sie stammen.
  • Als drittes Genre gibt es den Dokumentarfilm, der sich aus historischen Filmdokumenten, Neuaufnahmen, nachgestellten Szenen, Interviews etc. zusammensetzt. Auch Dokumentarfilme sind keine Quellen für die abgebildete Zeit. Allerdings können sie als Quellen der Rezeptionsgeschichte oder der Erinnerungskultur im Zentrum stehen sowie die Absichten der Filmschaffenden einer Zeit illustrieren.

Filme kommunizieren über bewegte Bilder und zudem oft über Ton. Indem sie zwei Sinne ansprechen, haben sie eine besonders starke Wirkung und verfügen über zahlreiche Deutungsmöglichkeiten. Wie bei der Fotographie können die Filmschaffenden erheblichen Einfluss auf die Wirkung des Films haben, weshalb Filme keineswegs objektiver sind als andere Quellen, sondern genauso quellenkritisch behandelt werden müssen. Dies ist besonders naheliegend im Fall von Propagandaaufnahmen.

Digitale Quellen

Digitale Quellen sind in der Regel gut zugänglich und ermöglichen neue Ansätze bei der Quellenanalyse. Sie können in digital reborn data (zuerst in analoger Form vorhanden und im Nachhinein digitalisiert) und digital born data (von Beginn an in digitaler Form erstellt) unterteilt werden. Digital reborn data findet sich oft in digitalen Editionen. Diese sind gut zugänglich, allerdings muss immer hinterfragt werden, was tatsächlich vom Originalbestand digitalisiert wurde und was nicht. Digital born data beinhaltet beispielsweise Internetseiten, E-Mails, Posts oder Kurznachrichten. Mit der Verwendung dieser Quellenbestände kommen neue Problematiken für die Geschichtswissenschaft auf; es handelt sich um eine enorme Datenmenge, die nur mangelhaft durch Kontrollinstanzen geprüft wird und besonders flüchtig ist. Zudem lässt sich bei digitalen Quellen oft kaum das Original von der Kopie unterscheiden.

Oral History und Zeitzeug*innen

Seit den 1960ern wird Oral History als Methode der Geschichtswissenschaft angewandt. Dabei werden Interviews mit Zeitzeug*innen geführt, wodurch neue Quellen entstehen. In manchen Fällen können so Informationen gewonnen werden, die in keiner schriftlichen Quelle festgehalten wurden. Ausserdem lassen sich spontan Rückfragen stellen und dadurch Aspekte vertiefen, die in einer schriftlichen Quelle womöglich nur am Rande angesprochen werden und dadurch verloren gegangen wären. Oral History bietet ein beinahe unbegrenztes Quellenkorpus, der nur durch Erinnerungslücken oder Ressourcen eingeschränkt wird. Besonders wichtig ist Oral History für die Arbeit mit Kulturen ohne schriftliche Tradition, weshalb diese Methode oft in der aussereuropäischen Geschichtswissenschaft eingesetzt wird. Ganz allgemein bietet Oral History die Chance, Personen eine Stimme zu geben, deren Erfahrungen selten festgehalten werden. Daraus ergibt sich grosses Potential für die Alltagsgeschichte.

Zeitzeug*innen sind heute lebende Personen, die Ereignisse oder Vorgänge in der Vergangenheit miterlebt haben und dadurch eine Art Vermittlerrolle zwischen Vergangenheit und Gegenwart einnehmen. Sie berichten in einem Gespräch von ihren persönlichen Erlebnissen. Obwohl sie in der Regel nicht bewusst irreführende Aussagen treffen, ist es wichtig, ihre Äusserungen bei der Auswertung des Interviews kritisch zu hinterfragen. Erinnerungen können undeutlich oder trügerisch sein. Zudem erinnern sich Zeitzeug*innen immer vor dem Hintergrund der Gegenwart an die Vergangenheit, was ihre Einschätzung vergangener Ereignisse beeinflusst. Erlebnisse werden im Nachhinein oft anders bewertet als zum Zeitpunkt des Geschehens und der Wunsch, selbst in einem guten Licht zu erscheinen, kann den Bericht beeinflussen.

Zur Methode der Oral History gehört Interviewplanen, Durchführen und Auswerten. Diese Schritte sollten jeweils gut durchdacht werden. Wer ein Interview führt, hat Einfluss auf das Quellenmaterial und die Ergebnisse.

[1] Vgl. ebd., S. 57f.

[2] Vgl. Metzler: Einführung in das Studium, S. 53-55.

[3] Vgl. ebd., S. 51.

[4] Vgl. ebd., S. 52f.

[5] Vgl. Borowski/Vogel/Wunder: Einführung in die Geschichtswissenschaft, S. 135.

Borowsky, Peter; Vogel, Barbara; Wunder, Heide: Einführung in die Geschichtswissenschaft I. Grundprobleme, Arbeitsorganisation, Hilfsmittel. 5. Aufl. (Studienbücher Moderne Geschichte; 1). Opladen 1989.

Budde, Gunilla: Quellen, Quellen, Quellen… In: Budde, Gunilla; Freist, Dagmar; Günther-Arndt, Hilke (Hg.): Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf (Akademie Studienbücher). Berlin 2008, S. 52-69.

Haas, Stefan: Geschichtswissenschaft. Eine Einführung. Paderborn 2023.

Jordan, Stefan: Einführung in das Geschichtsstudium. Stuttgart 2005.

Kirn, Paul: Einführung in die Geschichtswissenschaft. 6. Aufl. Hg. von Joachim Leuschner. Berlin, New York 1972.

Metzler, Gabriele: Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, Paderborn u. a. 2004.

Rohr, Christian: Historische Hilfswissenschaften. Eine Einführung. Wien, Köln, Weimar 2021.

Sellin, Volker: Einführung in die Geschichtswissenschaft. Göttingen 1995.

Quellenkritik, -analyse, -interpretation

Die Geschichtswissenschaft, hat der britische Historiker Gareth Stedman Jones einmal geschrieben, sei

«ein rein intellektueller Prozess, der in der Vergangenheit und im Kopf stattfindet. Die Tatsache, dass das ‹Vergangene› in gewisser Weise ‹geschehen› ist, bedeutet für sich genommen noch nicht viel, da das Vergangene mit der Geschichte keineswegs identisch ist. Erstens untersucht oder rekonstruiert der Historiker nicht die Vergangenheit selbst, sondern deren Überreste, die bis in die Gegenwart reichen (schriftliche Quellen, Preislisten, Inschriften, Landkarten, archäologische Fundstellen, usw.). Die richtige Bewertung und Verwendung dieser Residuen für historische Aussagen gehört zu den technischen Fähigkeiten des Historikers. Zweitens und vor allem ist die Arbeit des Historikers eine aktive geistige Tätigkeit, die festlegt, welche Überreste überhaupt historische Bedeutung besitzen und worin diese Bedeutung besteht. Mit anderen Worten: Der Historiker konstruiert historische Probleme aufgrund reiflicher Überlegungen über ihre Relevanz im Rahmen der historischen Analyse und unternimmt dann – durch die kritische Auswertung der vorhandenen Überreste (oder gar durch die Suche nach neuen Quellen) – den Versuch, eine Lösung für die aufgeworfenen Probleme zu finden.»[1]

Quellen, das verdeutlichen die Überlegungen von Stedman Jones, sind zentral für die Geschichte als empirische Wissenschaft. Sie sind gleichsam das empirische Substrat der historischen Erkenntnis und stellen jenen methodisch-kritisch zu prüfenden Evidenzbezug her, der Geschichte zu einer empirischen Wissenschaft macht und sie zugleich von anderen Formen der Vergegenwärtigung des Vergangenen unterscheidet. Es ist der kritische, methodisch abgestützte und reflektierte Umgang mit den Quellen, der das «forschende Verstehen»[2] der Historikerin von der Arbeit des Romanciers unterscheidet, der einen historischen Roman schreibt.

Zugleich ist historische Erkenntnis immer auch mehr und anderes als das, was in den Quellen steht. Der «intellektuelle Prozess», von welchem Stedman Jones spricht, findet seinen Ausgangspunkt im Erkenntnisinteresse und in der Fragestellung der Historikerin und des Historikers. Sie erst verwandeln bestimmte Überreste der Vergangenheit in relevante Quellen für unsere Arbeit. Umgekehrt gilt jedoch auch: Eine Fragestellung kann noch so interessant, eine These noch so spannend und inspirierend sein – plausibel und wissenschaftlich glaubwürdig werden sie erst, wenn sie auf solider Quellenevidenz beruhen und durch empirische Belege abgestützt sind. Die «aktive geistige Tätigkeit» der Historikerin und des Historikers bleibt demzufolge unverbrüchlich an das Quellenmaterial gebunden, erschöpft sich aber nicht in dessen Kritik. Sie besteht immer auch darin, das Quellenmaterial zu analysieren und zu interpretieren, um damit Zusammenhangswissen über historische Ereignisse und Prozesse zu generieren und Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zu begründen. Quellen sind demzufolge ein zwar unabdingbares, aber allein nicht ausreichendes Mittel zum Zweck historischer Erkenntnis, denn, wie der Historiker Reinhart Koselleck geschrieben hat:

«Es geht in der geschichtlichen Erkenntnis immer um mehr als um das, was in den Quellen steht. [...] Die Geschichtswissenschaft ist von vornherein genötigt, ihre Quellen zu befragen, um auf Ereigniszusammenhänge zu stoßen, die jenseits der Quellen liegen. [...] Streng genommen kann uns eine Quelle nie sagen, was wir sagen sollen. Wohl aber hindert sie uns, Aussagen zu machen, die wir nicht machen dürfen. Die Quellen haben ein Vetorecht.»[3]

Die historische Quellenkritik ist zweifellos eine Schlüsseltechnik des geschichtswissenschaftlichen Handwerks, aber sie weist auch über den engeren Kontext des historischen Arbeitens an Universitäten und anderen historischen Forschungsinstitutionen hinaus. Generell schult uns die Quellenkritik im kritischen Umgang mit Informationen, Texten, Bildern und Medien, sie lässt uns manches hinterfragen, was wir sonst allzu schnell als unhinterfragt hinnehmen würden. Insofern ist sie ein wichtiges Antidot gegen fake news und den Missbrauch von Geschichte im öffentlichen Diskurs und damit ein unverzichtbares Element einer aufgeklärten öffentlichen Debattenkultur. Wie der Historiker Jürgen Kocka einmal zurecht zu bedenken gab:

«Der wissenschaftliche Diskurs mit seinen Regeln der Quellenkritik, der Analyse und Interpretation lässt zwar zumeist mehrere, auch konkurrierende Interpretationen und Ergebnisse zu, aber nicht alles geht. Vieles schliesst er aus. Solange er selbst funktioniert und solange er sich geltend machen kann (was nicht nur von den Wissenschaftlern abhängt, sondern auch vom Zustand der Öffentlichkeit, den Machtverhältnissen und Institutionen), sperrt er sich gegen Legenden und Mythen, Verzerrungen und Lügen. Er entfaltet damit eine kritische Kraft, die weit über den innerwissenschaftlichen Bereich hinausreicht – als Beitrag zur Aufklärung. Dem Aufklärungsprojekt ‹Geschichtswissenschaft› ist eine besondere Rationalität eigen, die im Prinzip in der Lage (wenn auch nicht immer mächtig genug) ist, der Instrumentalisierung der Geschichte zu antiaufklärerischen Zwecken enge Grenzen zu ziehen.»[4]

[1] Stedman Jones Gareth, Von der historischen Soziologie zur theorieorientierten Geschichtswissenschaft, in: Stedman Jones Gareth, Klassen, Politik und Sprache. Für eine theorieorientierte Sozialgeschichte, hrsg. und eingeleitet von Peter Schöttler, Münster 1988, 43–59, hier: 44–45.

[2] Droysen Johann Gustav, Grundriss der Historik, Leipzig 1868, S. 9.

[3] Koselleck Reinhart, Standortbindung und Zeitlichkeit. Ein Beitrag zur historiographischen Erschließung der geschichtlichen Welt, in: Koselleck Reinhart, Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt a.M. 1979, 176-207, hier: 204-206.

[4] Kocka Jürgen, Geschichte und Aufklärung. Aufsätze, Göttingen 1989, S. 149–150.

Einer einprägsamen Definition von Stefan Jordan zufolge, sind Quellen «alle schriftlichen, dinglichen, baulichen, akustischen oder visuellen Überreste, die sich als Zeugnis von der Zeitstufe der Vergangenheit, die uns interessiert, bis in die Gegenwart erhalten haben».[1] Bevor wir aber Aussagen über Ereignisse, Prozesse und Zusammenhänge der Vergangenheit treffen, die scheinbar aus diesen «Zeugnissen» sprechen, müssen wir uns über deren Authentizität und Herkunft sowie über ihren Entstehungs- und Überlieferungskontext so gut wie möglich Gewissheit verschaffen. Wir müssen in Erfahrung bringen, welche Motive der Entstehung einer Quelle zugrunde liegen, welche Bedeutung und Wirkung die Quelle in ihrem historischen Kontext hatte. Das sind die zentralen Aufgaben der historischen Quellenkritik.

Die historische Quellenkritik lässt sich am besten als Fragekatalog imaginieren, mit dem man an das Quellenmaterial herangeht, um dessen Erkenntniswert für die historische Forschung zu ermitteln. In ihm manifestiert sich jenes «Minimum an Skepsis», das Reinhart Koselleck einmal als «die professionelle Krankheit» bezeichnet hat, «an der ein Historiker leiden muss».[2] Diese gleichsam professionell antrainierte Skepsis verschafft sich Ausdruck in einer Reihe von kritischen Fragen, die sich an die Quellen adressieren lassen.

Zu einer der ersten Fragen, die man sich bei der Betrachtung einer Quelle stellen muss, gehört jene nach der Echtheit und dem Aussagewert der Quelle: Ist die Quelle wirklich das, was sie zu sein vorgibt oder handelt es sich um eine Fälschung oder eine nachträglich vollzogene Manipulation? Worüber erlaubt die Quelle Aussagen, worüber nicht? Ist die Quelle intentional mit Blick auf die zukünftige Rezeption der Nachwelt erstellt worden («Tradition») oder ist sie unmittelbar aus vergangenen Lebens- und Arbeitszusammenhängen hervorgegangen («Überrest»)? Um diese Befunde zu erheben, müssen Historikerinnen und Historiker zuweilen ihre historische «Imaginationskraft» mobilisieren,[3] um ein Möglichkeitsbewusstsein für die Entstehung von Quellen zu entwickeln und sich vorstellen zu können, wie sich Handlungen in der Vergangenheit in Quellenmaterial materialisiert haben und wie dieses Quellenmaterial überliefert wurde.

Dabei ist immer zu bedenken, dass Quellen nicht einfach passive Überbleibsel der Vergangenheit sind, sondern dass sie durch bestimmte Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort mit bestimmten Absichten entstanden sind. Quellen geben uns also nicht einen ungefilterten Einblick in die Vergangenheit, sondern repräsentieren immer schon eine wahrgenommene und gedeutete Vergangenheit. Insofern sind Quellen immer und zugleich Indikatoren dessen, was sich in der Vergangenheit zugetragen hat, als auch Faktoren, die in diese Vergangenheit intervenierten.

Selbst wenn sich bei unserer Überprüfung der Echtheit einer Quelle herausstellen sollte, dass es sich bei einer bestimmten Quelle um eine Fälschung handelt, macht das sie nicht automatisch wertlos. Auch hier hängt der Quellenwert von der Fragestellung ab: Die gefälschten «Hitler-Tagebücher», die das Magazin «Stern» 1983 veröffentlichte, sind zwar für die Geschichte des Nationalsozialismus bis 1945 nicht brauchbar, aber für die Erinnerungsgeschichte des Nationalsozialismus, für die bundesdeutsche Mediengeschichte, für die Geschichte medialer Skandale oder für die Geschichte des Buchfälschungshandwerks sind sie sehr wohl relevant. 

Es ist ratsam, nach der Überprüfung der Echtheit und des Aussagewerts einer Quelle eine kurze Skizze des Inhalts zu formulieren, um dann weitere Fragen an die Quelle zu richten. Eine fundierte historische Quellenkritik beinhaltet folgende Leitfragen, die sich jeweils in weitere Detailfragen auffächern und grob – und nicht ganz trennscharf – einer «äusseren Quellenkritik» und einer «inneren Quellenkritik» zuordnen lassen. In der «äusseren Quellenkritik» wird versucht, über kontextuelle und formale Aspekte der Quelle Befunde zu erheben. In der «inneren Quellenkritik» beschäftigt man sich mit den Inhalten und der Machart einer Quelle; sie erfordert ein «close reading» einer Quelle und besondere text- und bildanalytische Fähigkeiten, um sie adäquat interpretieren zu können. In der geschichtswissenschaftlichen Praxis erweist sich diese Zuordnung zwischen «äusserer» und «innerer» Quellenkritik oft als porös, aber aus analytischen und didaktischen Gründen ist es dennoch sinnvoll, sie hier gesondert aufzuführen:[4]

[1] Jordan Stefan, Einführung in das Geschichtsstudium, Stuttgart 2005, S. 49–50.

[2] Zitiert nach Meier Christian, Gedenkrede auf Reinhart Koselleck, in: Bielefelder Universitätsgespräche und Vorträge 9 (2007), hrsg. von Neithard Blust und Willibald Steinmetz, S. 7–35, hier: 15.

[3] Fernand Braudel, zitiert nach Prost Antoine, Les acteurs dans l’histoire, L’Histoire aujourd’hui. Nouveaux objets de recherche, courants et débats, le métier d'historien, hrsg. von Jean-Claude Ruano-Borbalan, Auxerre 1999, S. 419.

[4] Basierend auf: Budde Gunilla, Quellen, Quellen, Quellen… in: Budde Gunilla/Freist Dagmar/Günther-Arndt Hilke (Hg.), Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, Berlin 2008, S. 52–69; Ziemann Benjamin/Dobson Miriam, Introduction, in: dies. (Hg.), Reading Primary Sources. The Interpretation of Texts from Nineteenth- and Twentieth-Century History, London; New York 2009, S. 1–18.

1. Wer hat die Quelle verfasst?

  • Lässt sich über die Autorschaft mehr herausfinden?
  • Welche biografischen Informationen lassen sich recherchieren und in welcher Funktion wurde die Quelle verfasst?
  • Gibt es bestimmte institutionelle Kontexte, in welche die Autorschaft eingebettet ist?
  • Wie steht die Autorschaft zum Sachverhalt, über den die Quelle berichtet? Ist sie Augenzeugin und Zeitgenossin? Was konnte sie über den Sachverhalt wissen und was war ihr Standpunkt zum Geschehen?
     

2. Wann ist sie entstanden?

  • Lässt sich das genaue Entstehungsdatum der Quelle eruieren und wie ist die Quelle chronologisch einzuordnen?
  • Lassen sich undatierte Quellen gleichwohl aufgrund von formalen oder inhaltlichen Aspekten zeitlich einordnen (Papier, Handschrift, Referenzen, angesprochene Sachverhalte)?
  • Gibt es signifikante zeitliche Verschiebungen zwischen der Entstehung einer Quelle und ihrer Veröffentlichung und wenn ja: wie sind sie zu erklären?
  • Wie viel Zeit liegt zwischen dem dargestellten Sachverhalt und dem Verfassen der Quelle?
  • Vor welchen signifikanten chronologischen Kontexten wurde die Quelle verfasst?
     

3. Wo wurde die Quelle erstellt?          

  • Wie lässt sich die Quelle räumlich lokalisieren und was lässt sich über ihre Reichweite herausfinden?
  • Welche geografischen Räume müssen berücksichtigt werden, um die Produktion, Zirkulation und Rezeption einer Quelle angemessen einschätzen zu können?
  • Vor welchen signifikanten räumlichen Kontexten wurde die Quelle verfasst?
     

4. Welche Art von Quelle ist es?           

  • Um welche Quellengattung oder welchen Quellentyp handelt es sich?
  • Haben wir es mit einer bestimmten Textsorte oder einem bestimmten Bildgenre zu tun und welche Gattungskonventionen sind dementsprechend zu berücksichtigen?
     

5. Wer war das Zielpublikum?  

  • An wen richtet sich die Quelle?
  • Lässt sich Genaueres über das angesprochene Publikum in Erfahrung bringen?
  • Lässt der Sprachduktus auf bestimmte Publika schliessen, die mit der Quelle angesprochen werden sollten?
  • Was war die Kommunikationskonstellation, in der die Quelle zu verorten ist?
  • Was wissen wir über die Rezeption der Quelle, über ihre zeitgenössische oder spätere Aufnahme, über ihre Verbreitung und über Reaktionen auf sie?
     

6. Wie ist die Quelle überliefert?

  • Handelt es sich um ein Original, eine Abschrift, eine Reproduktion?
  • Ist die Quelle in einer Quellensammlung oder -edition überliefert und was wissen wir über die spezifischen Editionspraktiken und -regeln?
  • In welchen Gedächtnisinstitutionen (Bibliotheken, Archiven, Museen, etc.) ist die Quelle überliefert und lässt sich etwas über den Überlieferungsprozess herausfinden?
  • Ist die Quelle handschriftlich überliefert oder gedruckt, ist sie beschädigt oder nur lückenhaft lesbar und entzifferbar?
  • Handelt es sich um eine Übersetzung oder ist die Quelle in Originalsprache überliefert?

7. Warum wurde sie erstellt?

  • Was war die Absicht der Quelle resp. ihres Verfassers? Welchen Zweck sollte die Quelle erfüllen?
  • Welche Motive, Intentionen und Interessen lagen möglicherweise der Entstehung der Quelle zugrunde?
  • Lassen sich persönliche Interessen der Autorschaft eruieren, die möglicherweise in die Quelle eingeflossen sind?

8. Wovon und wie spricht die Quelle, worüber schweigt sie?

  • Was sind die zentralen inhaltlichen Aussagen der Quelle? Worüber berichtet sie und was verschweigt sie?
  • Was sind die Schlüsselbegriffe in der Quelle und was sind ihre zeitgenössischen Bedeutungen?
  • Werden in der Quelle Oppositionsbegriffe und asymmetrische Gegenbegriffe gebraucht?
  • Werden in der Quelle Metaphern gebraucht und was ist ihre Funktion im Text?
  • Beinhaltet die Quelle Referenzen zum Autor oder zur Leserschaft?
  • Was ist die Erzählstruktur des Textes („emplotment“ im Sinne Hayden Whites)?
  • Was sind die Realitätseffekte der Quelle? Wie schafft sie Authentizität, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit?
  • In welche signifikanten historischen Kontexte lässt sich die Quelle einordnen?
  • Auf welche Ereignisse, Themen, Konflikte, historische Prozesse bezieht sich die Quelle?

Schematisch lässt sich der hier skizzierte Fragekatalog der Quellenkritik, -analyse und -interpretation wie folgt in einen praktischen Leitfaden übertragen:

Leitfaden zur Quellenkritik
  •  
  • Was sind die Schlüsselbegriffe in der Quelle und was sind ihre zeitgenössischen Bedeutungen?
  • Werden in der Quelle Oppositionsbegriffe und asymmetrische Gegenbegriffe gebraucht?
  • Werden in der Quelle Metaphern gebraucht und was ist ihre Funktion im Text?
  • Beinhaltet die Quelle Referenzen zum Autor oder zur Leserschaft?
  • Was ist die Erzählstruktur des Textes?
  • Was sind die Realitätseffekte der Quelle? Wie schafft sie Authentizität, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit?
  • Auf welche Kontexte verweist der Text und welche Kontexte sind relevant?

Arbeiten im Archiv

Ein Archiv ist ursprünglich ein Aufbewahrungsort für Schriftgut, das aus einem bestimmten geographischen oder thematischen Bereich stammt. Zusätzlich können Archive Karten, Ton- und Bildmaterial sammeln. Öffentliche Archive gibt es in der Schweiz auf der Bundes-, der Kantons- und der Gemeindeebene:

  • Für die Bundesebene ist das Bundesarchiv verantwortlich.
  • Auf der Kantonsebene gibt es die Staatsarchive, die fast alle in einem Metakatalog verzeichnet sind.
  • Auf Gemeindeebene gibt es die Stadt- und Gemeindearchive.

Diese Differenzierung ist insofern wichtig, als die Archive auf verschiedenen Ebenen unterschiedliches Material sammeln: Für eine Arbeit, die sich mit der Schweizer Aussenpolitik befasst, ist das Bundesarchiv eine bessere Anlaufstelle als ein Gemeindearchiv. Umgekehrt findet sich in einem Staats- oder Gemeindearchiv meist zielführenderes Material für eine regionalgeschichtliche Arbeit als im Bundesarchiv.

Die Schweizer Archive sind in einem Adressenverzeichnis auffindbar. Neben den öffentlichen Archiven gibt es verschiedene thematische Archive und Institutionsarchive, von denen einige bei Infoclio verzeichnet sind.

Anders als bei Quelleneditionen, in denen die Quellen bereits aufbereitet sind, erfordert die Arbeit mit Archivquellen mehr Vorbereitung und Aufwand – kann aber entsprechend lohnend sein, wenn bislang unbehandeltes oder gar unentdecktes Material genutzt wird. Vor dem Archivbesuch sollte der Untersuchungsgegenstand bereits bekannt, eine Fragestellung entwickelt und einige Kontextinformationen bekannt sein. So kann im Archivkatalog gezielt nach Archivalien gesucht werden. Die meisten Archive besitzen online zugängliche Archivkataloge auf ihren Webseiten, die ähnlich wie Bibliothekskataloge aufgebaut sind. Es gibt in der Regel drei Suchfunktionen: Volltext-, Feld- und Archivplansuche. Volltext- und Feldsuche helfen bei einer ersten Orientierung, während die Archivplansuche eine systematische Suche nach allen Beständen einer bestimmten Institution erlaubt. Archive sammeln Akten nach dem Provenienzprinzip, d.h. nach ihrer Herkunft je nach Institution. Je besser der Aufbau eines Archivs bekannt ist, desto leichter fällt die Orientierung in der Archivplansuche.

Vor dem Archivbesuch sollte die Webseite des Archivs eingehend konsultiert werden, um in Erfahrung zu bringen, welche Vorbereitungsschritte für die erfolgreiche Nutzung der Archivalien nötig sind und welche Bedingungen für den Umgang mit dem Material gelten. Auch auf die Öffnungszeiten sollte geachtet werden: Gerade kleinere Archive sind nicht an allen Wochentagen geöffnet. Manche zeitgeschichtlichen Archivalien stehen unter Schutzfrist und sind nicht öffentlich zugänglich, weshalb zunächst ein Einsichtsgesuch gestellt und bewilligt werden muss, bevor die Materialien genutzt werden können. Bei manchen Archiven bestehen Wartefristen, bis die Archivalien am Benutzungsort eintreffen: Sie müssen also einige Zeit im Voraus bestellt werden, möglicherweise sogar Tage vorher. Insgesamt ist es wichtig, früh genug mit der Planung von Archivbesuchen zu beginnen – insbesondere, wenn die Anreise lang ist. Möglicherweise sind mehrere Archivbesuche notwendig, aber mit einer sorgfältigen Vorbereitung können unnötige Besuche und Verzögerungen vermieden werden. Lässt die Webseite des Archivs wichtige Fragen offen, können die Archivar:innen per Mail oder telefonisch kontaktiert werden.

Für den Besuch im Archiv sollten so viele Archivalien bestellt werden, wie in der vorgesehenen Zeit gesichtet werden können. Es ist wichtig, genügend Zeit einzuplanen – meist sind selbst für kleine Recherchen mehrere Archivtage nötig. Es gibt Archive, in denen die Archivalien nur vor Ort per Zettel bestellt werden können. Entsprechend ist mit Wartezeit zu rechnen. In vielen Archiven erfolgt die Bestellung bereits vor dem Besuch online über den Archivkatalog.

Die Archivalien können in Lesesälen konsultiert werden. In vielen Archiven ist es erlaubt, die Archivalien zu fotografieren oder zu scannen: Daher sollte ein Fotoapparat oder ein Handy mitgenommen werden (Ladekabel nicht vergessen). Falls es nicht erlaubt ist, Dokumente zu fotografieren oder anderweitig zu reproduzieren, müssen Transkriptionen, Zusammenfassungen oder Exzerpte angefertigt werden – was einen höheren Zeitaufwand nach sich zieht. In jedem Fall ist es sinnvoll, Schreibmaterial mitzunehmen, um Notizen machen zu können. Ausserdem ist es in vielen Archiven eher kalt, weshalb es sich lohnen kann, einen Pullover dabeizuhaben.

Archivalien können in Bänden, Ordnern, Schachteln oder Mappen aufbewahrt werden. Zu Beginn des Besuchs ist es wichtig, sich einen Überblick über die bestellten Materialien zu verschaffen: Welcher Bestand scheint am vielversprechendsten? Was kann überflogen werden? Bei der Durchsicht der Archivalien wird klar, ob weitere Akten bestellt werden müssen. Wenn man sich mit einem bestimmten Archivbestand ausführlicher auseinandersetzt, ist es oft ratsam, sich zuerst beim Personal nach eventuell verfügbaren Findmitteln und weiteren Suchhilfen zu erkundigen. Gerade bei alten Beständen sind (handschriftliche) Findmittel manchmal nicht Teil des Onlineinventars. Ohnehin sollte keine falsche Scheu gezeigt werden, sich bei allen möglichen Fragen an das Personal zu wenden. Dieses kennt die Bestände am besten und freut sich oft darauf, gerade junge Forschende bei ihrem ersten Archivbesuch zu unterstützen.

Mit den Dokumenten sollte vorsichtig umgegangen werden. Das bedeutet, ihre Reihenfolge nicht zu verändern und die Papiere nicht zu verschmutzen. Für handschriftliche Notizen auf eigenen Unterlagen sollte ein Bleistift verwendet werden, da er notfalls radierbar wäre, falls er auf die Akten gelangen sollte. Essen und Trinken sind im Lesesaal verboten. Um die Ergebnisse der Archivarbeit zu sichern, sollte ein eigenes System entwickelt werden, beispielsweise indem die fotografierten Materialien in einer Tabelle kurz beschrieben werden. Auf ein solches Verzeichnis kann beim späteren Auswerten der Quellen zurückgegriffen werden.

Meist dauert die Archivrecherche länger als ursprünglich angenommen. Es kann sein, dass in gewissen Phasen wenig vom erhofften Material gefunden wird – davon sollte man sich nicht entmutigen lassen. Zugleich ist es wichtig, sich nicht in den Archivalien zu verlieren, sondern die Fragestellung im Blick zu behalten. Fotografiert und notiert werden sollte nur, was für die eigene Arbeit nützlich ist. Wenn genug Material für die eigene Fragestellung gesammelt wurde, aber noch mehr Archivalien vorliegen, kann in der Arbeit auf das weitere Forschungspotenzial verwiesen werden. Die Arbeit mit handschriftlichem Material kann besonders anfangs herausfordernd sein, wenn die Handschrift noch ungewohnt ist. Das Archivpersonal kann möglicherweise bei einzelnen unklaren Wörtern weiterhelfen. Als Vorbereitung ist es empfehlenswert, einen Paläographiekurs zu belegen. Ausserdem findet sich bei Ad Fontes Trainingsmaterial zum Selbststudium. Transkriptionsprogramme wie Transkribus oder e-scriptorium bieten zusätzliche Unterstützung: Mithilfe von Machine Learning erlauben sie, alte Handschriften automatisiert zu entschlüsseln. Auch wenn die automatisierte Transkription nie fehlerfrei ist, erleichtert sie das Kennenlernen und selbständige Entziffern der Schrift.

Nach dem Archivbesuch sollte das gefundene Material zeitnah nochmals gesichtet, geordnet und gesichert werden. Jetzt ist noch bekannt, was gesammelt wurde, und die Rechercheergebnisse können so festgehalten werden, dass sie für Arbeiten oder Referate eingesetzt werden können.

Falls z.B. für eine Masterarbeit eine aufwendige Archivreise im Ausland unternommen wurde, gibt es die Möglichkeit, sich die Feldspesen rückerstatten zu lassen. Dafür muss ein Antrag gemeinsam mit den Belegen für Reisekosten und Unterkunft eingereicht werden. Es ist daher bei Archivreisen im Ausland wichtig, alle Belege zu sammeln. Weitere Informationen finden sich auf der Webseite der Philosophisch-historischen Fakultät.

Aufbau wissenschaftlicher Arbeiten

Schreiben ist ein zentraler Bestandteil des geschichtswissenschaftlichen Arbeitens. Neben Referaten gehören schriftliche Arbeiten zu den häufigsten Formen von Leistungskontrollen im Geschichtsstudium. Anders als das Schreiben in Freiform (literarisch, essayistisch...) stellt das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit konkrete Anforderungen an den/die Schreibende/n. So ist es unumgänglich, sich bereits vor der Abfassung der ersten Zeilen darüber klar zu werden, welche Fragestellung die Arbeit verfolgt und wie das konsultierte Material geordnet werden soll. Eine Konzeptvorbesprechung (Fragestellung, behandelte Quellen und Literatur, Kapitelaufbau) mit dem/der Betreuer/in ist fester Bestandteil des Schreibprozesses. Sollte die Argumentationsstruktur zu diesem Zeitpunkt noch unklar sein, bietet es sich an, sich mittels unterschiedlicher kognitiver Techniken wie etwa Mindmaps oder der (Re-)Organisation von thematischen Post-It Klarheit zu verschaffen. Wichtig ist dabei, die zu behandelnden Punkte in einer Hierarchie zu verorten: Welches sind die zentralen Punkte der Arbeit? Was finde ich zwar spannend, ist aber eher als unwichtig einzustufen?

Wurden die relevanten Quellen und die Literatur bearbeitet und ist die Argumentationsstruktur entworfen, kann mit dem Schreiben begonnen werden. Wissenschaftliche Arbeiten sind immer ähnlich aufgebaut, egal ob es sich um eine Proseminar- oder um eine Masterarbeit handelt. Zu wissen, welche Bestandteile einer Arbeit wohin gehören, kann das Schreiben wesentlich erleichtern.

Titelblatt: Die Minimalanforderungen beinhalten: Titel und Untertitel der Arbeit, Art der Arbeit, Abteilung, Studienprogramm, Betreuer/in, Institut, Fakultät, Universität und Abgabedatum der Arbeit sowie persönliche Angaben (Name, Adresse, Telefonnummer, Mailadresse und Matrikelnummer). Bilder auf dem Titelblatt müssen nachgewiesen werden.
Minimalanforderungen des Historischen Instituts an Titelblätter

Inhaltsverzeichnis: Aufgelistet werden Kapitel und Unterkapitel der Arbeit (inkl. Bibliographie).

Einleitung: In der Einleitung wird der/die Leser/in an das Thema herangeführt, etwa mit einer zentralen Beobachtung zum Thema oder einer anschaulichen Episode aus dem Untersuchungsgebiet (z.B. «Die Zürcher Reformation ist ein Thema, das in jüngerer Zeit im Zuge von Reformationsjubiläen in der Schweiz und in Europa erhöhte Aufmerksamkeit erfahren hat» oder «Am ersten Tag der Fastenzeit im Jahr 1522 kamen mehrere Angehörige der weltlichen und geistlichen Obrigkeit im Haus des Druckers Christoph Froschauer zusammen, um einige Scheiben Rauchwurst zu verspeisen»). Danach werden die Fragestellung, der Forschungsstand (Nennung der wichtigsten Titel und der Positionen der Autor/innen) und ein kurzer Überblick über das Quellencorpus wiedergegeben. Möglicherweise kann es auch sinnvoll sein, auf die gewählte Methode einzugehen (insbesondere wenn eine spezifische Methodik – z.B. ein quantitatives Vorgehen – gewählt wird). Eine Skizze des Aufbaus der Arbeit kann dabei helfen, dem/der Leser/in den Argumentationsgang transparent zu machen.

Hauptteil: Beim Hauptteil handelt es sich um den mit Abstand umfangreichsten Teil der Arbeit. Hier findet die Diskussion der Quellen und die Verknüpfung der eigenen Erkenntnisse mit der Literatur statt, wodurch eigene Forschungsresultate gewonnen werden. Der/die Verfasser/in trägt im Hauptteil alle notwendigen Argumente zusammen, um die Fragestellung beantworten zu können. Bei längeren Arbeiten können kurze Zwischenfazite den Lesefluss verbessern, in denen gewonnene Erkenntnisse festgehalten werden.

Fazit: Im Fazit wird noch einmal die Fragestellung aufgenommen und beantwortet (es werden also die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst), bevor die gewonnenen Erkenntnisse in den Forschungsstand eingebettet werden. Teil des Fazits kann auch ein Ausblick mit weiterführenden Fragen sein. Einleitung und Fazit bilden das Dach der Arbeit und sollten ca. 10% des Gesamttexts ausmachen.

Bibliographie: Aufgelistet werden die verwendeten Quellen und die konsultierte Literatur (Reihenfolge: Ungedruckte Quellen, gedruckte Quellen, Literatur).

Selbständigkeitserklärung: Alle Arbeiten müssen eine eigenhändig unterschriebene Selbständigkeitserklärung enthalten.

Die Arbeit weist keine klare Fragestellung und deshalb auch keine relevanten (Forschungs-)Ergebnisse auf.

Die Arbeit beschränkt sich auf die Zusammenfassung der Forschungsliteratur und es findet keine Quellenanalyse statt. Quellen werden – wenn überhaupt – nur angefügt, um die zusammengefassten Aussagen aus der Literatur zu illustrieren.

Zu ausführlicher Anlauf: Der/die Verfasser/in benötigt zu lange, um bis zum eigentlichen Thema und zur Quellenanalyse zu gelangen.

Die eigenen Ergebnisse werden nicht in den Forschungsstand eingeordnet und machen somit auch nicht deutlich, welchen Mehrwert sie für die Forschung darstellen.

Die Arbeit lehnt sich zu stark an ein einziges Werk.

Eine ungenügende und hastige Redigierung des eigenen Textes bezüglich Grammatik-, Komma- und Tippfehler vermindert den Wert der Arbeit. Die sprachliche Qualität einer schriftlichen Arbeit ist ein Bewertungskriterium.

Zitieren und Bibliografieren

Wissenschaftliches Arbeiten verlangt einen respektvollen Umgang mit geistigem Eigentum. Jedes aus anderen Publikationen übernommene Argument, Konzept etc. benötigt einen Nachweis. Dabei geht es neben dem Respekt vor geistigem Eigentum anderer auch um den eigenen Schutz und das Vermeiden eines Plagiats. Durch Zitieren und Bibliografieren wird die eigene Argumentation nachvollziehbar, transparent und überprüfbar. Zudem wird die Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand sichtbar.

Um fremdes Gedankengut in die eigene Arbeit einzubauen, werden Zitate verwendet. Diese dienen dem Beweis der eigenen Argumentation und können aufgestellte Thesen stützen. Es ist zwischen direkten (wörtlichen) und indirekten (sinngemässen) Zitaten zu unterscheiden. Bei direkten Zitaten wird der Text wortwörtlich übernommen, während bei indirekten Zitaten, sogenannten Paraphrasen, der Inhalt in eigenen Worten wiedergegeben wird. Allgemein ist zu beachten, dass wörtliche Zitate vor allem aus Quellen stammen sollten. Direkte Zitate aus der Literatur sind sparsam zu verwenden. Zudem sind Zitate keine Platzhalter: Sie sollten in die eigene Argumentation eingebaut und entsprechend analysiert werden. Wichtig ist hierbei, dass die Zitate nie aus dem Zusammenhang gerissen oder verfälschend gekürzt werden.

Wenn immer möglich wird die Originalquelle zitiert. Das zitieren aus zweiter Hand ist zu vermeiden, da ansonsten allfällige Zitierfehler oder zuvor vorgenommene Entkontextualisierungen übernommen werden. Falls trotzdem aus zweiter Hand zitiert werden muss, zum Beispiel, wenn die Originalquelle nicht mehr verfügbar ist, dann ist ein Vermerk in der Fussnote nötig. Nach den Angaben zur originalen Quelle wird die Abkürzung «zit. nach» (kurz für «zitiert nach») eingefügt, gefolgt von der Literaturangabe des Werkes, aus welchem das Zitat entnommen wurde.

Fremdsprachige Texte werden im Original zitiert, sofern es sich um eine vertraute Sprache handelt. Ob nur der Originaltext oder zusätzlich eine Übersetzung wiedergegeben wird, ist immer auch vom Kontext abhängig. Wird eine Übersetzung hinzugefügt, ist der Übersetzer bzw. die Übersetzerin zu nennen, auch wenn es eine eigene Übersetzung ist. Werden Übersetzungstools verwendet, sind diese entsprechend anzugeben.

Wörtliche Zitate müssen immer als solche erkennbar sein und werden in Anführungs- und Schlusszeichen gesetzt. Kürzere Zitate werden in den Fliesstext integriert. Längere Zitate (ab drei Zeilen) werden eingerückt, stehen ohne Anführungs- und Schlusszeichen, in einer kleineren Schriftart und mit einem kleineren Zeilenabstand.

Teilweise sind kleine Anpassungen von direkten Zitaten nötig, zum Beispiel Kürzungen, Einschübe oder eine grammatikalische Einbettung in den Fliesstext der Arbeit. Hierbei sind folgende Punkte zu beachten:

  • Auslassungen werden mit Auslassungspunkten in eckigen Klammern […] dargestellt. Eigene Einschübe (Ergänzungen, Erläuterungen, grammatikalische Anpassungen) stehen ebenfalls in eckigen Klammern.
  • Zitate innerhalb von Zitaten werden mit ‘einfachen Anführungs- und Schlusszeichenzeichen’ gekennzeichnet.
  • Schreibfehler oder heute ungebräuchliche Schreibweisen sind aus dem Originaltext zu übernehmen. Um sich vor dem möglichen Vorwurf des falschen Wiedergebens der Quelle zu schützen, steht nach Schreibfehlern aus der Quelle [sic] oder [!]. Dadurch schützt sich die Verfasserin bzw. der Verfasser vor der naheliegenden Annahme, selbst einen Schreibfehler gemacht zu haben. Bei regulären Abweichungen heutiger Schreibweisen (z. B. Stadtrath) folgt jedoch kein [sic] oder [!].
  • Bei Hervorhebungen in Zitaten muss ersichtlich sein, ob diese bereits im Original vorhanden sind, oder ob sie selbst vorgenommen wurden. In diesem Fall wird in der Fussnote unmittelbar nach der bibliografischen Angabe der Hinweis «Eigene Hervorhebung» oder «Hervorhebung im Original» notiert.

In der Geschichtswissenschaft werden aufgrund der Leserfreundlichkeit Fussnoten verwendet. Jede wörtliche oder sinngemässe Wiedergabe fremden Gedankenguts erfordert eine Fussnote. Bei allgemein bekannten Zahlen und Fakten kann auf einen Verweis verzichtet werden. Zu beachten ist, dass sich je nach Positionierung der Fussnote im Fliesstext der Verweis auf unterschiedliche Textabschnitte beziehen kann. Wenn das Fussnotenzeichen direkt nach einem Wort steht, gilt der Verweis einzig diesem Wort. Bei direkten Zitaten ist die Fussnote nach dem Schlusszeichen zu setzen. Ansonsten werden Fussnoten generell nach einem Satzzeichen gesetzt und beziehen sich auf den vorhergehenden (Teil-)Satz oder Abschnitt.

Des Weiteren werden in Fussnoten unterschiedliche Abkürzungen verwendet. Wenn ein Text paraphrasiert, also nicht wörtlich, sondern sinngemäss wiedergegeben wird, dann steht in der Fussnote vor der bibliografischen Angabe die Abkürzung Vgl. (kurz für «Vergleiche»). Bei wörtlichen Zitaten fällt diese Abkürzung in der Fussnote weg. Ob die Abkürzung «Vgl.» verwendet wird und in welchen Fällen Autorinnen und Autoren darauf verzichten, hat auch viel mit individueller Präferenz zu tun und kann von Werk zu Werk variieren. Generell verweist die Abkürzung «Vgl.» auf eine ungenauere Wiedergabe von Information als wenn diese weggelassen wird. Wenn ein Werk in der unmittelbar folgenden Fussnote erneut zitiert wird, so kann anstelle der bibliografischen Angabe die Abkürzung Ebd. (kurz für «Ebenda») verwendet werden. Die Seitenzahlen müssen entsprechend angepasst werden. Die Abkürzung Ebd. kann jedoch nicht verwendet werden, wenn in der vorherigen Fussnote mehrere Publikationen angegeben werden, da dann der Bezug nicht mehr klar ist. Wird in einer Fussnote auf zwei aufeinanderfolgende Seiten verwiesen, wird die erste Seite mit dem Zusatz f. (kurz für «folgend») notiert (zum Beispiel S. 31f.).

Fussnoten dienen jedoch nicht nur den bibliografischen Angaben, sondern sie können etwa auch zusätzliche Informationen zu einer Textstelle enthalten (z. B. Verweise auf weiterführende Literatur, Erläuterungen zu verwendeten Begriffen etc.). Wichtig ist, dass ein Text auch ohne diese Fussnoten verständlich sein muss, ansonsten gehören die Informationen in den Fliesstext. Allzulange Ausführungen in den Fussnoten sind zu vermeiden.

Auch Bilder, Tabellen und Grafiken brauchen im Text einen Nachweis. Dies wird nicht mit einer Fussnote gemacht, sondern der Nachweis steht unmittelbar unter der Darstellung. Diese Angaben werden am Ende einer Arbeit in einem Abbildungs- bzw. Tabellenverzeichnis zusammengefasst. Eigene Aufnahmen sowie selbständig erstellte Grafiken und Tabellen benötigen ebenfalls einen Nachweis, zum Beispiel mittels der Anmerkung «Eigene Darstellung».

Am Ende einer wissenschaftlichen Arbeit steht die Bibliografie, welche nochmals sämtliche in der Arbeit verwendete Literatur und Quellen aufführt. Die Bibliografie setzt sich aus dem Quellen- und Literaturverzeichnis zusammen. Alle Titel in der Bibliografie müssen in mindestens einer Fussnote in der Arbeit vorkommen.

Das Quellenverzeichnis ist in ungedruckte und gedruckte Quellen unterteilt, wobei ungedruckte Quellen z. B. aus Archiven stammen und gedruckte Quellen in irgendeiner Form publiziert wurden. Auf das Quellenverzeichnis folgt das Literaturverzeichnis, welches in alphabetischer Reihenfolge nach den Nachnamen der Autor:innen geordnet ist. Falls mehrere Werke derselben Autorin bzw. desselben Autors in der Arbeit verwendet werden, erfolgt die Auflistung im Verzeichnis chronologisch vom ältesten zum jüngsten Werk. Je nach Grösse der Arbeit und der verwendeten Texte sind weitere Unterteilungen des Quellen- und/oder Literaturverzeichnisses möglich.

Zu beachten ist, dass in der Geschichtswissenschaft kein Konsens darüber herrscht, welcher Zitierstil verwendet werden soll. Es wird empfohlen, vor der Abgabe einer schriftlichen Arbeit bei den Betreuer:innen nach abteilungsspezifischen Zitierregeln zu fragen. Grundsätzlich gilt, dass die bibliografischen Angaben vollständig und einheitlich wiedergegeben werden. Zudem endet jede bibliografische Angabe sowohl in der Fussnote als auch in der Bibliografie mit einem Punkt.

Referat

Das Vorbereiten und Halten von Referaten gehört zu den Grundfertigkeiten des Geschichtsstudiums. In Seminaren, Übungen und anderen Lehrveranstaltungen sind Referate häufig Teil des Leistungsnachweises. Möglich sind Einzel- oder Gruppenreferate, Kurzreferate (Inputreferate) oder auch die komplette Gestaltung einer Sitzung (Referat, Diskussionsleitung, kommentierte Quellenauswertung, Pflichtlektüre als Vorbereitung für die Kommiliton*innen festlegen und vorab versenden). Die Anforderungen sollten im Vorfeld geklärt und das Referat entsprechend vorbereitet werden. Zur Vorbesprechung des Referats melden sich die Studierenden zu einer Sprechstunde bei der dozierenden Person an und bringen einen Entwurf des Referatskonzepts und der Sitzungsgestaltung mit.

Wesentlich für Referate an der Universität ist die kritische, auf Forschungsliteratur und Quellen basierende Auseinandersetzung mit einem Thema (Fragestellung) und eine inhaltlich verständliche und anregend gestaltete Präsentation für die Kommiliton*innen.

  • Anforderungen der Lehrveranstaltung genau lesen und Vorgaben der Dozent*innen notieren
  • Kommunikation mit Referatspartner*innen und Dozent*in ist elementar für eine produktive Planung und Durchführung eines Referats
  • Themenwahl des Referats, vorherige Absprache mit Dozent*in
  • Recherche und Lektüre von wissenschaftlichen Artikeln, Monographien, Einträgen aus Überblickswerken zum Thema, Überblick verschaffen, Themenschwerpunkt festlegen
  • Entwurf des Vortragskonzeptes (siehe: Konzept für das Referat), Entwurf des Sitzungskonzeptes und Zeitplan (siehe: Sitzungskonzept)
  • 2 Wochen vorher zu einer Sprechstunde anmelden und mit den Dozierenden das Referatskonzept und das Sitzungskonzept besprechen, danach den Konzeptentwurf entsprechend dem Feedback anpassen, weitere Aufträge der Dozierenden erfüllen (je nach kursspezifischen Anforderungen evtl. Handout vorbereiten, Sitzungstexte auswählen, Quellen rechtzeitig zusenden, etc.)
  • Sprechen der Präsentation üben, Zeitplan überprüfen, Technik im Raum testen
  • Mindestens 10’ vor Kursbeginn anwesend sein, um alles vorzubereiten
Ab Zeitpunkt der Referatsthemenwahl Zeitfenster für die Vorbereitung
Vortragskonzept vorbereiten, Absprache mit Partner*innen Dauer: 1-3 Wochen
Sprechstunde mit Dozierenden, Nachbereitung Zeitpunkt: 1-2 Wochen vor der Präsentation
Erstellen PowerPoint, ggf. Handout etc. Dauer: 1 Woche

Referat ist bereit!

  • Fragestellung
  • Forschungsliteratur zum Thema
    • Idealerweise Einbeziehung aktueller Forschungstrends, Forschungsdebatten, neuester Artikel und Monographien
  • Wissenschaftliches Eigentum respektieren (Plagiat vermeiden)
    • Name der*des Forschenden und Titel der Forschungsliteratur, Erscheinungsjahr angeben, Fussnoten
    • Angaben zu Quellen, Abbildungen, etc.
  • Kontextualisierung des Themas (übergreifende Aspekte wie ‚die Epoche’, Gesellschaft, Kultur, Politik der Zeit)
  • Anknüpfung an theoretische Konzepte oder Leittheorien (z.B. Weber, Foucault, Bourdieu oder andere)
  • Einbettung in bzw. Bezugnahme auf bisherige Diskussionen/Wissensstand im Seminar
  • Aussagekräftige Quellen zum Thema auswählen
  • Bibliographie
  • Präsentation nach wissenschaftlichen Kriterien (Siehe: Konzept Referat)
  • Präsentation als PowerPoint (Siehe: PowerPoint)
  • Sprache
    • Verständliche Sätze, nicht zu lang und nicht zu verschachtelt
    • Angemessene Wortwahl, passende, kontextbezogene Begrifflichkeiten, wissenschaftliche, geschlechtergerechte, respektvolle Sprache
    • Angemessenes Sprechtempo, angemessene Lautstärke
  • Zitierte Textstellen (Quellen/Forschungsliteratur) müssen immer verbal gekennzeichnet werden!
    • «Ich zitiere an dieser Stelle XY: ...»
    • «Zitat: ... Zitat Ende»
  • Regelmässiger (Blick-) Kontakt zum Publikum
  • Möglichst frei sprechen (viele Dozierende erlauben jedoch auch die Verwendung eines ausformulierten Vortragstextes - am besten einfach nachfragen)
  • Interaktive Elemente einbauen
  • Zeitfenster einhalten (siehe auch: Ablauf)
  • Gute Übergänge von Vortrag zu Diskussion, Überleitungen zu neuen Themen/weiteren Vorträgen, der Vortrag sollte einen «roten Faden» haben und es sollte klar sein, was er zur gesamten Sitzung und zum Kursthemabeiträgt.

Am besten die Vorlage der Universität Bern verwenden. In der PowerPoint stichwortartig enthalten sollten sein:

  • Überblick über den Ablauf der Sitzung/des Vortrags
  • Fragestellung des Referats (siehe: Konzept)
  • Kurzer Überblick über die verwendete Forschungsliteratur
  • Kontextualisierung des Themas (übergreifende Aspekte wie ‚die Epoche’, Gesellschaft, Kultur, Politik der Zeit)
  • Anknüpfung an theoretische Konzepte oder Leittheorien (z.B. Weber, Foucault, Bourdieu oder andere)
  • Relevante Quellen
    • Bild-/Text-/Ton-/Filmquellen, anhand derer das Vortragsthema erläutert werden kann. Verwendung von Grafiken, Texten und anderen Quellen nur im Zusammenhang mit dem Vortragsthema und sorgfältig ausgewählt: Qualität vor Quantität, keine unnötigen Effekte, Töne, Farben in PowerPoint! Verwendung von Ton- und Bildmaterial nur dann, wenn es sich um für das Thema relevante Quellen handelt.
  • Zitierte Textstellen (Quellen/Forschungsliteratur)
  • Fazit ziehen, Fragestellung beantworten, «Take-Home Message»
  • Bibliographie der verwendeten Quellen, Literatur (Abbildungsverzeichnis, Quellenverzeichnis, Literaturverzeichnis, weitere Verzeichnisse)

Folienelemente:

  1. Einleitung
  2. Fragestellung
  3. Forschungsstand
  4. Kontext
  5. Theoretische Konzepte
  6. Quellen
  7. Fazit

Die Reihenfolge der Elemente kann variieren, weitere Elemente können hinzugefügt werden (z.B. Einstieg mit Quellen etc.). Wichtig ist, dass die Präsentation einen klaren Anfang hat und am Ende ein stringentes Fazit gezogen wird.

Variante A
Vorgaben Persönliche Planung Zeit
Begrüssung, Überblick über die Sitzung Kurze Vorstellung des Sitzungsthemas, geplanter Ablauf der Sitzung, Sitzungsziele 5’
Referat Nr. 1 Referat 15’
Referat Nr. 2 Referat 15’
Fragerunde Publikum stellt Verständnis- und Interessensfragen 5’
Pause Pause 15’
Diskussion Diskussion der Forschungsliteratur bzw. der Quellen, Besprechung der Aufgaben 45’
Schluss Fazit der Sitzung (aus Referaten und Diskussion) 5’
TOTAL (ohne Pause): 90’
Variante B
Vorgaben Persönliche Planung Zeit
Begrüssung, Überblick über die Sitzung Kurze Vorstellung des Sitzungsthemas, geplanter Ablauf der Sitzung, Sitzungsziele 5’
Referat Nr. 1 Referat 15’
Fragerunde Publikum stellt Verständnis- und Interessensfragen 2-3’
Diskussion Diskussion zum 1. Teil, Fazit der ersten Sitzungshälfte 15’
Pause Pause 15’
Referat Nr. 2
Referat 15’
Fragerunde Publikum stellt Verständnis- und Interessensfragen 2-3’
Diskussion Diskussion zum 2. Teil zudem Diskussion der Forschungsliteratur bzw. der Quellen, Besprechung der Aufgaben 30’
Schluss Fazit der Sitzung (aus Referaten und Diskussion) 5’
TOTAL (ohne Pause): 90’

Es gibt unendlich viele Varianten. Die aufgeführten Sitzungskonzepte können nach Belieben und Bedarf angepasst werden.

In manchen Kursen muss im Voraus ein Handout zum Referat verschickt werden. In anderen Kursen muss das Handout in die Sitzung mitgebracht werden, ausgedruckt werden etc. Es gilt, sich bei den Anforderungen der dozierenden Person zu erkundigen.

Grundsätzlich gibt es zwei Typen von Handouts abhängig von ihrer Funktion:

  1. Das Handout fasst wesentliche Inhalte des Referats zusammen und veranschaulicht graphisch: Fragestellung, Thesen, Kartenmaterial, Fotografien der Akteure, Bibliografie mit Quellen- und Literaturverzeichnis
  2. Das Handout ergänzt das Referat und dient als Hilfestellung (oftmals im Voraus zu lesen): Sitzungsplanung, Chronologie der wichtigsten Ereignisse, Karten zum Verständnis der räumlichen Dimension, Fotografien als Illustration, Glossar an quellenspezifischen/veralteten Wörtern oder Übersetzungen aus anderen Sprachen, wichtige Begriffe und die Begriffsgeschichte, Bibliografie mit Quellen- und Literaturverzeichnis

Impressum

Die Merkblätter wurden erstellt von Juri Auderset, Helena Duft, Anna Funk, Livia Meyer, Sarah Rindlisbacher Thomi, Regula Schmid Keeling, Isabelle Schürch, Isabel Vollmer und Berenika Zeller (Versionen vom April 2024).