Mirjam Janett im Gespräch mit Dr. Urs Germann
Ein Podcast des Historischen Instituts und der Abteilung für Chancengleichheit der Universität Bern
Vor zehn Jahren unterzeichnete die Schweiz die UNO-Behindertenrechtskonvention. Damit verpflichtete sie sich, Barrieren für Menschen mit Behinderung abzubauen und sie vor Diskriminierung zu schützen. Anlässlich der Aktionstage für Behindertenrechte, die noch bis Mitte Juni dauern, sprechen wir mit dem Historiker Urs Germann über Behindertenrechte und -politik in der Schweiz. Die heutigen Kämpfe um Partizipation, Gleichstellung und Anerkennung von Menschen mit Behinderung reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Erfahren Sie im Gespräch, warum der Begriff «Behinderung» als Etikettierung entstand, wie sich der gesellschaftliche Umgang mit Behinderungen wandelte und wieso sich die Geschichtswissenschaft lange nicht für die Geschichte von Behinderung interessierte – und so die Schweizer Sozialgeschichte missverstand. Zuletzt formuliert Urs Germann den Wunsch, sich von der Last der Geschichte zu befreien: Statt Menschen mit Behinderungen sozialstaatlich zu schubladisieren und in Einrichtungen unterzubringen, soll Behindertenpolitik mit inklusiven Ansätzen dafür sorgen, dass Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Dr. Urs Germann ist promovierter Historiker und Autor zahlreicher Bücher zu Psychiatrie, Strafjustiz und Geschichte von Behinderung. Neben seiner Forschungstätigkeit arbeitet er seit 2020 im Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Zuvor hat er die Fachstelle für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen der Stadt Bern geleitet. Er ist seit Kindheit hörbehindert und trägt Cochlea-Implantate.